27. März 2009:Verdeckte Gewinnausschüttung

Lesezeit: 5 min

SZ-Leser über Managergehälter, den Dirigenten Fritz Busch, Maxim Biller und Merkmale des Burn-Out-Syndroms.

Wie sich Managerlöhne begrenzen lassen

SZ-Leser denken weiter über die Begrenzung von Managergehältern nach. Im Bild: eine symbolische "Lohntüte". (Foto: Foto: dpa)

"Nach Peter Ramsauer hat der Staat bei der Frage, die Gehälter von Managern nur noch bis zu einer Höhe von einer Million Euro als Betriebsausgabe anzuerkennen, 'nichts verloren'', und Volker Kauder soll gar gesagt haben, dass 'der Staat alle Gehaltszahlungen gleich' behandele. ('Seehofer und Müller für SPD-Forderung' , 7./8. März). Das ist definitiv nicht wahr.

Ramsauer und Kauder kennen ihre eigenen Gesetze und die Rechtsprechung dazu nicht: Bei einer mittelständischen GmbH, bei der der Geschäftsführer typischerweise auch Gesellschafter ist, begrenzt der Staat, vertreten durch das Finanzamt, das Gehalt nach oben. Wenn ein solcher Gesellschafter-Geschäftsführer ein Gehalt in einer Höhe bekommt, die noch weit unterhalb der jetzt diskutierten einen Million Euro liegt, sagt der Staat: Der überschießende Betrag ist nicht, wie vertraglich geregelt Gehalt, sondern 'verdeckte Gewinnausschüttung' und verweigert die steuerliche Abzugsfähigkeit im Betrieb.

Warum kann der Staat nicht vielmehr Gehälter, die einem Unternehmen vom Vorstand bei Verlust entnommen werden, ab einer gewissen Größenordnung zur 'verdeckten Gewinnausschüttung' umqualifizieren? Wer unter Verlustsituation als Organ einer Gesellschaft hohe Gehälter bezieht, begeht doch erst recht eine echte verdeckte oder unerlaubte Gewinnausschüttung im wahrsten Sinne des Wortes. Im Gegensatz zu einem Mittelständler, der seinen Namen für seine GmbH hergibt, und damit gut wirtschaftet."

Klaus Endres, Rösrath

Der vertriebene Dirigent von Dresden

"Wolfgang Schreiber erinnert an den großen Dirigenten Fritz Busch, der Hindemiths 'Cardillac' 1926 aus der Taufe hob ('Wahn der Kunst', 20. März). Hinzuzufügen sind die ebenfalls von Fritz Busch dirigierten Uraufführungen der Strauß-Opern 'Intermezzo' (1924) und 'Ägyptische Helena' (1928), deren Erfolg Strauß veranlassten, die für Sommer 1933 geplante Uraufführung der 'Arabella' ebenfalls in die Hände von Fritz Busch zu legen.

Die bekannten Ereignisse vom 7. März 1933, als Nazi-Horden Busch aus der Semperoper vertrieben und zur anschließenden Emigration dieses großen Musikers nach Argentinien führten, verhinderten leider dieses Ereignis."

Dr. Hansjörg Franzius, Gauting

Das wahre Taliesin

"Vor mehr als 60 Jahren kam ich als Student nach Taliesin und lernte Frank Lloyd Wright kennen, auf den sich T.C. Boyle in seinem Roman 'Frauen' bezieht ('Wer so gut baut, muss mehr sein als ein Lebemann', 19.März). Ich kann nur sagen: Mit keinem Wort hat der Autor T.C. Boyle in seinem Buch die Atmosphäre von Taliesin getroffen.

Ich lebte zwei Jahre als Apprentice (Lehrling) in der 1932 gegründeten 'Fellowship' Taliesin-Ost in Wisconsin im Sommer und in Taliesin-West in Arizona im Winter. Man kann sich das gar nicht mehr vorstellen, aber aus einem kaputten Deutschland kommend war damals für mich alles ein einziges Abenteuer.

Frank Lloyd Wright war die bestimmende Figur in Taliesin, aber ich hatte den Eindruck, dass seine Frau Olgivana aus Taliesin ein mystisch angehauchtes Gurdjieff-Institut machen wollte. Gurdjieff, ein Russe, hatte in Fontainebleau eine Esoterikschule betrieben, in der sich Mrs. Wright aufgehalten hatte. Olgivanna war die dritte Frau Wrights. Mit Mamah Borthwick Cheney, der Frau eines Bauherrn, ging er 1909 nach Deutschland, um an dem Buch 'Ausgeführte Bauten' zu arbeiten.

1914 wurde Mamah mit sechs anderen Personen in Taliesin-Ost von einem Amok laufenden Angestellten samt ihren Kindern ermordet. Taliesin wurde angezündet und brannte ab. 1925 und 1927 gab es erneut Feuer. Taliesin-West hatte mehr Glück. 1948 lagen zwischen Taliesin und der Stadt etwa 20 Kilometer Wüste, heute reichen die Häuser bis an das Lager."

Roland von Rebay, Wessling

Maxim Biller, oder: "Nein, ja, keine Ahnung"

"Darum also geht es dem 'Groß-Hysteriker' (Willy Winkler, SZ 8. 12. 2006) Biller: um das 'langsame, alles vergiftende Verschwinden des Ich, des Individuums und seiner Schönheit [!] aus dem gesellschaftlichen Diskurs' (FAZ 22.03.2009). Da bleibt nur übrig, 'aus Deutschland wegzugehen' (2006). Ganz recht.

Ein Ochsenfrosch hat Angst, trotz seines ewigen Gequakes nicht mehr wahrgenommen zu werden. Denn: 'Wer er selbst ist und bleiben will, wer in einer Partei, einem Verlag, einer Bank eine eigene Idee entwickeln und verfolgen will, wer nicht jeden Tag mit den Kollegen zum Mittagessen geht, wer in seinen Leitartikeln grundsätzlich die Welt der anderen in Frage stellt ... gehört nicht dazu, der steht außerhalb, der wird nicht angehört, der bekommt Depressionen oder Fernweh'.

Ja, wer will denn auch mit einem ewig pubertierenden Aufmerksamkeitsheischer zu tun haben, der sich zuerst in die Klagenfurter Bachmann-Jury aufnehmen lässt, um dann vor der Kamera aufgebracht zu erklären, er könne einen Text nicht bewerten; der sich sein Geld immer wieder mühsam mit 'Hundert Zeilen Hass' verdienen musste, jetzt aber (in der FAZ) gegen die 'Kulturminister Berlins und Brandenburgs' wettert, 'die an ihren Grundschulen ein Hassfach erlauben, das Lebenskunde heißt' und 'antireligiös' ist? Sapperlot aber auch!

Im Weihnachtsinterview 2008 der SZ klang das noch so: Frage: 'Gibt es ein jüdisches Fest, zu dem Sie nicht-jüdische Freunde einladen?' - Biller: 'Nein, ja, keine Ahnung. Ich muss sagen, je älter ich werde, desto mehr verachte ich Gott. Deshalb mache ich um all das einen großen Bogen. Aber an Chanukka gehe ich trotzdem mit meiner Tochter zu Freunden.'

Ein Fall von infantiler Mimikry, zu dem Rainald Goetz ('Literatur ist alles, was knallt') im 'Spiegel' 2/1992 folgende Episode beisteuern konnte: 'Anderntags ... rief [ich] noch schnell bei Maxim Biller an, um ihn zu fragen, was ich in der SPIEGEL-Kritik über 'Die Tempojahre' schreiben sollte. Ein klappriges Klavier klimperte von fern eine verlorene Kindermelodie. Dann kam der Pfeifton. - Maxim Biller: große Klasse.' So ist es: Nein, ja, keine Ahnung, das aber laut und immer, denn unterm Strich zähl ich."

Gottfried Röckelein, Bitz

Europäische Dimension der Vertreibung

"Jens Bisky ist zu danken für seine öffentlich hierzuland eher seltene Feststellung, dass die Ideen von 'Bevölkerungstransfer' und 'Umvolkung' bereits unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg entwickelt (und praktiziert!) wurden. 'Spätestens mit Versailles', so Bisky, 'hätte eine Ausstellung über Vertreibungen im 20sten Jahrhundert zu beginnen'.

Nur, eine solche Ausstellung gibt es längst: Sie trägt den Titel 'Erzwungene Wege', wurde entscheidend durch die Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, MdB Erika Steinbach (CDU) ins Leben gebracht und veranschaulicht - bei vielleicht noch zu schmaler 'Masse' - im Exemplarischen bereits geradezu vorbildlich die europäische Dimension.

Man kann nur hoffen, dass dieser Ansatz in der vom Bundestag beschlossenen Stiftung 'Flucht, Vertreibung, Versöhnung', in welche diese Ausstellung angeblich einbezogen werden soll, nicht wieder verlorengeht. Zu befürchten ist das angesichts des nicht enden wollenden Gezeters unserer Links-Kulpisten sehr wohl. Denn gerade im europäischen Ansatz kann wird ja deutlich, wie massenhaft Deutsche bereits nach dem Ersten Weltkrieg Opfer von Vertreibung und 'Umvolkung' wurden. Und erst der europäische Ansatz verdeutlicht auch, wie wenig angemessen es ist, die Wahrnehmung der mörderischen Deutschenvertreibung nach 1945 dauerhaft auf die reaktiven Elemente darin zu reduzieren."

Andreas Gizewski, Großhansdorf

Alte Qualitätsmaßstäbe aus Überzeugung

"Der Artikel ( 'Die Müdigkeit der Rastlosen', 14./15.3.2009) liefert zunächst eine recht gute Analyse der Ist-Situation. Nur das Fazit der Ausführungen deutet darauf hin, dass ursächlich für das Burn-out-Syndrom doch spezifische Eigenschaften der Betroffenen sein sollen.

Das dokumentiert sich m.E. zum Teil in recht zynischen Formulierungen des vorliegenden Artikels: - Burn-out ist die gesellschaftlich akzeptierte (!) Edel-Variante der Depression und Verzweiflung ... - wer den 'Heimatschuß' (welch grauenvolles Vokabular!!) bekommt, darf sich der Anteilnahme sicher sein - Pat. sollen aus ihrer passiven und oft auch wehleidigen (!) Haltung herausgeholt werden... -Burn-out-Pat. sehen sich meist als Opfer widriger Umstände, Kollegen, der Gesellschaft und der Firma werde die Schuld gegeben, Spielräume für das eigene Handeln werden übersehen.

Dem möchte ich ganz klar widersprechen, da m.E. ein ganz wichtiger Aspekt der beschriebenen Problematik übersehen wird! Burn-out-Pat., in der Regel die Generation 50 plus, hat durch ihr langes Berufsleben meist sehr ausgeprägte Wertmaßstäbe für ihr eigenes Tun und Handeln, die häufig mit den aktuellen Gegebenheiten nicht kompatibel sind.

Burn-out-Pat. versuchen trotz veränderter Rahmenbedingungen 'alte' Qualitätsmaßstäbe zu erhalten und zu bewahren. Das tun sie vor allem aus Überzeugung!... Sie sind also nicht 'passiv und wehleidig'! Ich sehe 'Burn-out' eher als indirekten Kampf gegen die Gleichmacherei und zunehmende Oberflächlichkeit in unserer Gesellschaft mit der Gefahr eines weiteren Qualitätsverlustes in vielen Bereichen unserer Gesellschaft (Beispiel Gesundheitswesen!).

Auch die Ehrlichkeit in der tgl. Kommunikation geht zunehmend verloren. Da nutzen auch herkömmliche Programme der Psychologen zur Stress- und Konfliktbewältigung wenig, wenn sie nur dazu dienen das 'Licht der Ausgebrannten wieder 'anzuknipsen' damit sie als Arbeitnehmer auf 'Energiesparlampen-Niveau' weiter 'funktionieren'....

Das ist m.E. der falsche Weg, das 'Burn-out-Syndrom' zu therapieren, bzw. eine 'Epidemie' zu stoppen. Insbesondere können dadurch unseres gesellschaftlichen Strukturen nicht verbessert werden!!"

Gabriele Richter, Hamburg

© SZ vom 27.03.3009/brei - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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