8. April 2009:Frage zur Zukunft der Atomwaffen

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Auf Dauer ohne die Bombe? Barack Obama hält eine Welt ohne Atomwaffen für möglich. SZ-Leser diskutieren seine Ankündigung.

Eine Welt ohne Atomwaffen hat Amerikas Präsident Barack Obama bei seiner Europa-Reise in Aussicht gestellt. Dagegen warf ihm Frankreichs früherer Außenminister Hubert Védrine "Volksverdummung" vor. Wie realistisch ist eine nuklearwaffenfreie Welt? Das war die Frage der vergangenen Woche - die Leser sind sich weitgehend einig:

US-Präsident warb in Prag vor begeisterten Zuhörern für eine Welt ohne Atomwaffen. (Foto: Foto: dpa)

"Es ist für mich äußerst befriedigend zusammen mit dem "Initiativkreis gegen Atomwaffen" nach nun mehr als sieben Jahren regelmäßiger Demonstrationen rund um das Atomwaffenlager Büchel in der Südeifel bei den nächsten Gesprächen mit dem Commodore des atomaren Jagdbombergeschwaders 33 den amerikanischen Präsidenten zitieren zu können und mich auf seine Vision einer atomwaffenfreien Welt berufen zu können.

Obama ante Portas? Es ist höchste Zeit, dass die Bundesregierung die völkerrechtswidrige Lagerung von amerikanischen Atomwaffen auf deutschem Boden und die damit einhergehenden Übungen deutscher Soldaten für einen Abwurf dieser Waffe, also die nukleare Teilhabe, beenden und damit auch die Soldaten von dieser unmenschlichen Verantwortung befreien. Wenn die Soldaten dies nicht jetzt selbst in die Hand nehmen und ihrerseits mit einer entsprechenden Erklärung zur Geltung und Wahrung des Rechts die nukleare Teilhabe beenden."

Dr. Matthias Engelke Nettetal-Lobberich

"Die Welt ohne Atomwaffen ist ein Traum, aber nicht sehr realistisch und nicht unbedingt sicherer. Ohne das atomare Gleichgewicht zwischen der USA und der Sowjetunion hätte es leicht einen Weltkrieg zwischen Nato und Warschauer Pakt geben können; der mehr als 60-jährige Frieden in Europa gründet vor allem auf dem Drohpotential von Nuklearwaffen.

Denn diese dienen zu allererst der Abschreckung, sie sind nach Hiroshima und Nagasaki keine Waffen zur Kriegsführung, da geächtet. Für eine totale nukleare Abrüstung wäre die ernsthafte Mitwirkung aller der mehr als 200 Staaten der Welt erforderlich, was angesichts vieler nicht befolgter UN-Resolutionen zur Sicherheitspolitik eine Illusion ist. Eine schrittweise und ausbalancierte Abrüstung von atomaren Überkapazitäten ist allerdings wünschenswert."

Bruno Mellinger Prien am Chiemsee

"Der Mensch darf den Optimismus nicht verlieren, dass es möglich ist, das Selbstvernichtungsmittel Atomwaffen abzuschaffen, bevor dieses den Menschen und den Rest der Welt abschafft. Dazu bedarf es allerdings des Aufstehens vieler Menschen weit über den Rahmen der bestehenden Friedensbewegungen hinaus. Die Rüstungsindustrie wird ihre Pfründe nicht sang- und klanglos aufgeben.

Wenn jetzt der mächtigste Mann der Welt, US-Präsident Obama, gegen den Atom-Stachel löckt, findet er sicher die Zustimmung aller Friedensbewegten. Überzeugen allerdings werden erst Taten. So wäre der Abzug der letzten US-Bomben aus Deutschland, Belgien und den Niederlanden ein konkretes erstes Zeichen. Würde Obama dazu den Raketenschild in Polen und Tschechien aussetzen, wäre sicher ein Übereinkommen mit Russland entschieden leichter."

Willi Hoffmeister Dortmund

© SZ vom 08.04.2009/brei/sus - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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