Weltreise als Pauschalurlaub:Eine runde Sache

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Von wegen Abenteuer: Eine Weltumrundung ist längst auch für den Durchschnittsurlauber erschwinglich und ohne Vorbereitungen realisierbar geworden. Es gibt sie sogar als Pauschalurlaub.

Juliane Matthey

Die teuerste Reise, die auf der diesjährigen Internationalen Tourismusbörse in Berlin präsentiert wurde, kostet eine Million Dollar. Für zwei Personen immerhin, die dafür im Privatjet einmal die Welt umrunden dürfen, unterbrochen von zwölf Aufenthalten in Luxushotels.

"Around the World in 80 Ways" nennt die Hotelvereinigung "Leading Hotels of the World" die Aktion anlässlich ihres 80-jährigen Bestehens, deren Route sich an jener von Jules Vernes' Romanhelden Phileas Fogg orientiert. Die Luxusweltreise dauert allerdings nur 28 Tage - vermutlich ist, wer so viel Geld hat, keine 80 Tage abkömmlich.

Die flotte Weltumrundung, im 19. Jahrhundert noch Stoff für einen phantastischen Roman, ist längst auch für den Durchschnittsurlauber erschwinglich und ohne große Vorbereitungen realisierbar geworden. Veranstalter wie Studiosus und Meiers Weltreisen führen Varianten im Angebot, die in jeweils etwa vier Wochen Höhepunkte des amerikanischen Kontinents, der Südsee, Australiens und Ostasiens abdecken.

Die Nachfrage ist nach Angaben der Veranstalter gut; allerdings ist das Angebot eindeutig auf eine Nischenmarktposition ausgerichtet: Studiosus etwa veranstaltet 2008 fünf Gruppenweltreisen, während es allein nach Rajasthan neunmal geht.

Darüber, was würdig ist, in eine Bestenliste des Planeten aufgenommen zu werden, sind viele Anbieter erstaunlich einig. Die Routen gleichen einander ebenso wie die Preise, die für die Economy-Class meist zwischen 8000 und 14.000 Euro liegen.

Oft besucht werden die USA mit New York und Los Angeles oder San Francisco, Auckland, Sydney und der Ayers Rock, Ostasien mit Tokio, Hongkong oder Schanghai. Dazwischen liegt fast immer ein Südsee-Aufenthalt, auf den Fidschis und den Osterinseln etwa. "Kombiniert werden nur Zielgebiete, die wirkliche touristische Highlights bieten", sagt Thomas Graune, der bei Studiosus die Weltreisen verantwortet. "Wir versuchen, möglichst viele Höhepunkte miteinander zu verbinden, die man vielleicht nicht als Einzelreise bucht", formuliert es Antje Günther für Meiers Weltreisen.

Ein weiteres, wenn nicht das entscheidende Kriterium dafür, ob ein Reiseziel ins Programm aufgenommen wird, ist, wie gut und kostengünstig es per Flugzeug zu erreichen ist. Besonders eignen sich Destinationen, die von Allianzen großer Fluglinien angeflogen werden, von Oneworld oder Star Alliance etwa. Und die fliegen nun einmal nicht für kleines Geld nach Kasachstan, Äthiopien oder Grönland.

So genannte "Round-the-World-Tickets" ermöglichen es dem Fluggast, innerhalb maximal eines Jahres den Globus genau einmal zu umrunden, mit - je nach Preis - wenigen bis etlichen Zwischenstopps. Billig sind solche maßgeschneiderten Angebote natürlich nicht: Die Ticketpreise für die Economy-Class beginnen bei 2000 Euro ohne Steuern und Gebühren.

Die Weltumrundungs-Tickets werden wohl ein Nischenmarkt bleiben - obwohl die Flugallianz Oneworld im Jahr 2006 immerhin Kombinationstickets für 625 Millionen US-Dollar verkauft hat. Den weitaus größten Teil dieser Umsätze erbrachten die "Round-the-World-Tickets".

Wer stärker aufs Geld achten will, kann jedoch inzwischen bei vielen Flugverbindungen auch auf Billiglinien zurückgreifen, die vor allem in Asien immer mehr Städte anfliegen. Auf diese Weise kommt man für deutlich unter 2000 Euro einmal rund um den Globus, ganz ohne Mindestanzahl an Zwischenstopps oder Maximaldauer der Reise. Allerdings muss man den Aufwand in Kauf nehmen, sich jedes einzelne Ticket selbst zu besorgen.

Vier Kontinente, zehn Länder und zehntausende von Flugmeilen in einem Monat - für Norbert Lüdtke ist das nicht verlockend. Er ist Vorsitzender der Deutschen Zentrale für Globetrotter (DZG). "Reisen ist ein Handwerk", sagt er. Und ein Handwerk will gelernt sein. Wie viel von der Welt könne man auf einer solchen "Welt"-Reise wirklich kennen lernen?

Deshalb wenden sich oft Ratsuchende an die DZG, die wissen wollen, wie man es anstellt, die Erde zu umrunden und dabei möglichst viel zu erleben, ohne ein Vermögen auszugeben. Sie erhalten dort Informationen zu Einreisebestimmungen oder zur perfekten Outdoor-Ausrüstung, auch dazu, ab welcher Reisedauer es sich lohnt, seine Wohnung zu kündigen.

Eigentlich steht Norbert Lüdtke ja dem Fliegen an sich skeptisch gegenüber: "Ich steige an einem Ort ein und werde nur Stunden später am anderen Ende der Welt wieder ausgespuckt. Da kommt doch kein Reisegefühl auf." Schließlich brauchen Welten-Bummler für ihr Glück weder einen Privatjet noch ein Feuerwerk an Sehenswürdigkeiten, sondern vor allem: Zeit.

© SZ vom 10.04.2008/sonn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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