Städtetrip in Benelux:Zeitreise durch Luxemburg

Von den modernen Glaspalästen und Betonklötzen der europäischen Behörden sollten Besucher sich nicht täuschen lassen: Luxemburg blickt auf eine mehr als 1000 Jahre alte Geschichte zurück.

Die Fahrt im Aufzug dauert nur ein paar Sekunden. Aber es ist wie eine Zeitreise. Unten die historischen Bauten, oben die Glaspaläste und Betonklötze des Justizzentrums samt Institutionen der Europäischen Union. Altes und Neues, Jahrhunderte lange Geschichte und moderne Architektur bilden für die Besucher der Stadt Luxemburg zwischen den Befestigungsbauten mit den Kasematten und dem Stadtteil Kirchberg reizvolle Kontraste.

Mächtig türmen sich die hellen Sandsteinfelsen am Bock mit den Kasematten auf, träge fließt der Alzette-Fluß durch das Stadtquartier Grund unterhalb des Aussichtspunktes. Der Bockfelsen ist die Wiege der Stadt Luxemburg - und kein Stadtrundgang führt an ihm vorbei. "Im Jahr 963 erwarb Graf Siegfried diesen Felsen von der Trierer Abtei Sankt Maximin und errichtete dort eine Burg", erläutert Stadtführerin Cathy Giorgetti.

Der Bockfelsen ist Startpunkt für den historischen Rundweg durch die ältesten Viertel der heute 95.000 Einwohner zählenden Hauptstadt des Großherzogtums Luxemburg. Faszinierend ist der Rundblick von dem im 17. Jahrhundert angelegten Corniche-Wall über das Alzette-Tal hinweg. Eine Bronzetafel erinnert daran, dass die historische Altstadt und die Festungsbauten 1994 in die Liste des Unesco-Weltkulturerbes aufgenommen wurden.

In Schleifen führt der Wenzel-Rundweg hinab zur Alzette und zu den Klostergärten der ehemaligen Benediktinerabtei Neumünster. Terrassenförmig schmiegen sich die schmalen Parzellen an die senkrecht aufragende Sandsteinwand. Wechselvoll ist die Geschichte der Abtei Neumünster aus dem 17. Jahrhundert: Bis 1769 Kloster, dann Gefängnis, ab 1867 Militärkrankenhaus, und bis 1984 wiederum Gefängnis. Schon arg heruntergekommen wurden die Gebäude sechs Jahre lang aufwändig renoviert.

Bedeutende Bauwerke zeitgenössischer Planer

Entweder per Aufzug oder über die Großherzogin-Charlotte-Stahlbrücke geht es aus der Altstadt hinauf zum Kirchberg. "Mehr als 20.000 Menschen arbeiten hier, darunter 8000 Beschäftigte der europäischen Behörden und Organisationen", erläutert Annie van Driessche. Als Kirchberg-Guide führt sie Architekturfreunde durch die Bürostadt, die seit Beginn der 1960er Jahre beständig wächst.

Bedeutende Bauwerke zeitgenössischer Planer sind auf einer Fläche von 365 Hektar vereint: Hermann und Valentiny etwa planten die Büros der Commerzbank, Richard Meier schuf das Verwaltungsgebäude der HypoVereinsbank Luxemburg und Gottfried Böhm die Dependance der Deutschen Bank. Beispielhaft sind auch die Bauwerke europäischer Behörden: Licht durchflutet die Europäische Investitionsbank, himmelwärts strebend die goldenen Doppeltürme des Europäischen Gerichtshofes. Dazu gesellen sich hochrangige Kunstwerke im öffentlichen Raum, beispielsweise die überdimensionale Plastik "Stuhl" der tschechischen Künstlerin Magdalena Jetelovà.

Die Brücke zwischen Gestern und Heute, Altem und Neuem schlug der chinesisch-amerikanische Architekt Ieoh Ming Pei in beeindruckender Weise mit dem Museum MUDAM für zeitgenössische Kunst. Ming Pei plante das 2006 eröffnete Ausstellungshaus gleich in die Wallmauern des Fort Thüngen, einem Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung.

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