Luftverschmutzung in Tschechien:Pekinger Verhältnisse in Prag

Trübe Aussichten: Der Smog, der derzeit über der tschechischen Hauptstadt hängt, erinnert an die dichten Dunstglocken über asiatischen Metropolen. Was auf dem Foto malerisch wirkt, bedeutet in der Realität eine echte Gesundheitsgefahr.

Klaus Brill, Prag

In Tschechien naht der Winter, doch der Husten, der schon allerorten zu hören ist, kommt nicht von Erkältungen - die Bewohner leiden unter Smog. Die Luftverschmutzung ist dieser Tage so stark, dass Kindern und alten Menschen empfohlen wurde, Aufenthalte im Freien zu vermeiden. Auch das öffentliche Leben ist behindert, so mussten auf dem Prager Flughafen etliche Flüge abgesagt und zahlreiche andere umgeleitet werden.

Czech Republic air pollution

Fast unsichtbar: Prag verliert sich dieser Tage im Smog.

(Foto: dpa)

Nach Auskunft von Meteorologen ist die Situation durch die seit mehr als einer Woche anhaltende Inversionswetterlage bedingt, die Jahr für Jahr in der kalten Jahreszeit auftritt. Dabei verhindert der beständige Hochdruck, dass die bodennahen Luftschichten sich mit höher gelegenen Sphären austauschen und die belastenden Partikel abtransportieren.

Unter der Dunstglocke

Besonders die Hauptstadt Prag sowie die Industriemetropole Mährisch-Ostrau und die ebenfalls stark mit Fabriken besetzte Region um Usti nach Labem (Aussig) in Nordböhmen liegen seit Tagen unter einer großen Dunstglocke.

In Prag geht die Luftverschmutzung nach Angaben des Tschechischen Hydrometeorologischen Instituts vor allem auf den starken Autoverkehr zurück, anderswo sind eher die Emissionen von Industriebetrieben und das häusliche Heizen die Ursache.

Bei seinen Messungen ermittelte das Institut in der vergangenen Woche eine Konzentration von Feinstaub, die an etlichen Orten um das Doppelte oder Dreifache über dem Grenzwert von 50 Mikrogramm je Kubikmeter lag. In Mährisch-Ostrau wurde sogar der vierfache Wert erreicht. Da die Region an der Grenze zu Polen liegt, wird ein Teil der Verschmutzung auf Emissionen aus dem schlesischen Industrierevier zurückgeführt.

Tschechien gilt als eines der Länder mit der höchsten Luftverschmutzung in Europa. Allerdings hat sich die dramatische Lage, die in der Endphase des Kommunismus im Norden gegeben war, inzwischen stark verbessert. Im Erzgebirge und im Isergebirge ging die Belastung nach jüngsten Messungen erheblich zurück.

Hingegen wurde es an der Grenze zu Polen schlechter. Polen und Tschechien haben jüngst gemeinsame Aktionen zur Verminderung des Schadstoff-Ausstoßes in den Industrieregionen vereinbart.

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