Wikileaks:Schutz ohne Netz

Ecuador sperrt Julian Assange zu Recht den Internetzugang.

Von Andrian Kreye

Wer das Internet abschaltet, tut dies meist, um freie Meinungsäußerung zu verhindern. Im Fall der ecuadorianischen Botschaft in London, die nun ihrem Gast Julian Assange den Zugang zum Netz erst einmal abgedreht hat, ist es allerdings ein später Triumph der Diplomatie. Der Begründer der Enthüllungsplattform Wikileaks, der dort seit dem Juni 2012 Asyl genießt, hatte in den vergangenen Monaten vertrauliche Mails und Daten aus dem Umfeld der US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton veröffentlicht. Sein Hass auf die Ex-Außenministerin ist bekannt.

Nun war Assange nie sehr zimperlich bei dem, was er veröffentlicht. Sein großer Coup, mehr als 250 000 Depeschen aus US-Botschaften ungefiltert ins Netz zu stellen, brachte seine wegweisende Arbeit 2010 erstmals in Verruf. Zu mager waren die Erkenntnisse, zu groß der Schaden für die internationale Diplomatie.

Im Falle Clinton sind die Erkenntnisse zwar größer. Sie schaden der Kandidatin aber erheblich. Assange greift also direkt in den Wahlkampf ein. Das widerspricht den Regeln der Diplomatie. So formuliert das auch die Regierung von Ecuador. Sie wolle keine Wahlen beeinflussen, sich nicht auf die Seite von Kandidaten stellen. Weil sie diplomatische Regeln jedoch respektiert, gewährt sie Julian Assange weiterhin Schutz vor möglicher Verfolgung durch die USA. Allerdings ohne Internetzugang.

© SZ vom 20.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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