Wahl in Island:Hauchdünne Mehrheit für Regierung

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Die bislang regierende Mitte-rechts-Koalition hat bei der Parlamentswahl offenbar eine nur sehr knappe Mehrheit erzielt. Die Links-Grüne Bewegung konnte kräftig zulegen.

Nach der Auszählung von 93 Prozent der Stimmen am Sonntagmorgen kamen die Unabhängigkeitspartei (SSF) von Ministerpräsident Geir Haarde und die Fortschrittspartei (FSF) zusammen auf 48 Prozent, womit sie 32 von 63 Sitzen im Parlament erhielten. Auch wenn das Ergebnis Bestand hat, gibt es für die Regierungsbildung in Reykjavik zahlreiche Koalitionsmöglichkeiten. Ideologische Unterschiede sind dabei unter den insgesamt sechs im Parlament vertretenen Parteien nicht das ausschlaggebende Kriterium.

Stärkste Kraft wurde nach dem Stand der Auszählung die SSF, die im Wahlkampf auf die gute wirtschaftliche Bilanz der Regierung gesetzt hatte. Sie erhielt 36,9 Prozent der Stimmen und verbesserte sich damit gegenüber der Wahl vor vier Jahren. Das zweitbeste Ergebnis erzielte die sozialdemokratische Allianz, die - mit Verlusten gegenüber 2003 - bei einem Stimmenanteil von 27,4 Prozent landete.

Einbußen verzeichnete insbesondere auch die mitregierende FSF, die auf 11,1 Prozent kam, wohingegen die Links-Grüne Bewegung kräftig zulegt und auf 14,3 Prozent kletterte. Das Alting in Reykjavik gilt als das älteste Parlament der Welt, dessen Tradition bis ins 10. Jahrhundert zurückreicht.

Eine Fortsetzung der seit 16 Jahren in Island regierenden Mitte-Rechts-Koalition schien ungewiss. FSF-Industrieminister Jon Sigurdson hatte nach der Veröffentlichung der ersten Auszählungsergebnisse der Wahl vom Samstag aufgrund der sich abzeichnenden Verluste seiner Partei von einem "Schock" gesprochen und den Gang in die Opposition angekündigt.

Dagegen versprach sich die Vorsitzende der Sozialdemokraten, Ingibjorg Solrun Gisladottir, Aussichten auf eine Regierungsbeteiligung. Ihr Parteifreund Omar Ragnarsson kündigte an, das Wahlsystem grundsätzlich in Frage zu stellen, sollte sich die Fortschrittspartei an der Macht halten wollen.

Für die Regierungsbildung in Island mit seinen nur rund 300.000 Einwohnern sind vor allem persönliche Absprachen zwischen den führenden Politikern ausschlaggebend. Der erst seit einem Jahr amtierende Ministerpräsident genießt laut Vorwahl-Umfragen das Vertrauen der Mehrheit der Bevölkerung. 56 Prozent wünschten demnach, dass Haarde im Amt bleibt.

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