VW:Wolfsburger Helden

Gewerkschaft und Betriebsrat kommen aus der Deckung.

Von Detlef Esslinger

Gewerkschafter sind auch nur Opportunisten wie du und ich. Wer nie dabei war bei den Gesprächen zwischen ihnen und den Managern von VW, kann zwar die Behauptung des Betriebsrats kaum widerlegen, "schon seit Längerem" auf neue Führungs- und Entscheidungsstrukturen in dem Konzern gedrungen zu haben. Aber sollte das tatsächlich so gewesen sein, hat er es vor den 600 000 Beschäftigten und der weiteren Öffentlichkeit gut verborgen. Ob das die Sorte von Druck war, die Konzerntyrannen wie die Piëchs und Winterkorns groß beeindruckt hat?

Es ist ein bisschen infam, die Gewerkschafter - oder gar die Mitbestimmung als solche - für die Manipulationen am Diesel verantwortlich zu machen, wie es seit Wochen immer wieder geschieht. Die Effizienzfanatiker waren unter den Eignern und den Vorständen zu finden. Sie haben die Ziele gesetzt, nicht die Betriebsräte und Aufsichtsräte von der IG Metall. Was man denen allerdings vorwerfen kann: dass sie es nicht für opportun gehalten haben, die Führungskultur im Konzern ernsthaft zum Thema zu machen, solange Piëch und Winterkorn in Wolfsburg herrschten und die Zahlen scheinbar glänzend waren.

Jetzt sind die zwei weg, jetzt kommen Gewerkschaft und Betriebsrat aus der Deckung und geben vor, es schon immer gewusst und gesagt zu haben. Ihr Heldentum kommt etwas überraschend.

© SZ vom 21.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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