VW:Im Horrorhaus

Die Firmenspitze lässt ihren Manager auf schändliche Weise hängen.

Von Marc Beise

Das können sie gut in Wolfsburg: Alles auf die mittlere und untere Ebene abschieben. Immer seien die Fehler dort gemacht worden, in der Etappe, nie ganz oben an der Spitze. Wenn der Mittel-Manager Oliver S. Diesel-Manipulationen vor US-Behörden verborgen hat, dann müsse er nun eben dafür büßen, und er büßt hart: mit sieben Jahren US-Knast und 400 000 Euro Geldstrafe. Hilfe aus Wolfsburg ist nicht in Sicht, im Gegenteil: Als verurteilter Straftäter soll für Oliver S. kein Platz mehr sein in der VW-Familie. Der Konzern gibt sich Mühe, die Ausgrenzung juristisch zu rechtfertigen: Man will ja sauber werden. Angesichts des Umstandes, dass der Manager auf Anweisung gehandelt haben soll, ist das hochgradig zynisch.

Oliver S. und viele andere haben Befehle ausgeführt, haben nicht gewagt, Nein zu sagen, kamen vielleicht auch gar nicht auf die Idee. Sie waren gedrillt darauf, Befehle auszuführen - genau das war die Führungskultur in diesem Konzern, der schon mal als "Nordkorea minus Arbeitslager" tituliert worden ist: ein Horrorhaus. Es ist deshalb die verdammte Pflicht auch der heutigen Führung, sich um diejenigen zu kümmern, die man damals missbraucht hat; Juristen werden auf Anfrage gerne den Weg weisen.

Zugleich ist das Ganze auch ein Lehrstück für jeden, der auf Jobsuche ist. Er sollte im eigenen Interesse nicht nur das Gehalt checken und die Karrieremöglichkeiten. Sondern eben auch, ja, vor allem, die Firmenkultur.

© SZ vom 09.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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