Vorwurf der Beleidigung des Islam:Ägyptische Justiz verhört TV-Satiriker

Bassem Youssef

Komiker Bassem Youssef, umringt von seinen Fans und Unterstützern, vor dem Gebäude der Staatsanwaltwaltschaft in der ägyptischen Hauptstadt Kairo. 

(Foto: AFP)

Den Präsidenten nennt er "Super Mursi", in seiner TV-Show macht er sich über die Muslimbrüder lustig. Bassem Youssef, einer der bekanntesten Fernsehmoderatoren Ägyptens, ist von der Staatsanwaltschaft befragt worden. Der Vorwurf: Beleidigung des Islam. Wenig später wird er jedoch auf Kaution freigelassen.

Er riss Witze auf Kosten der Muslimbrüder, nun soll er die Konsequenzen tragen: Nach seiner Festnahme wegen des Vorwurfs der Beleidigung des Islam ist der bekannte ägyptische Fernsehmoderator Bassem Youssef von der Staatsanwaltschaft befragt worden.

Lächelnd hatte sich Youssef am Sonntag den Weg in das Gebäude der Staatsanwalt in Kairo durch eine Menge von Anhängern und Journalisten gebahnt. Auf dem Kopf trug er einen riesigen Hut (auf dem obigen Bild nicht zu sehen), der offenbar der Kopfbedeckung nachempfunden war, den Ägyptens Staatschef Mohammed Mursi Mitte März bei einem Staatsbesuch in Pakistan getragen hatte.

Dem arabischen TV-Sender al-Dschasira zufolge hatte Youssef via Twitter verkündet, er wolle sich der Justiz stellen, "es sei denn, sie sind so freundlich mir einen Polizeiwagen zu schicken". Während der Befragung durch die Staatsanwaltschaft schrieb der Satiriker: "Die Beamten und Richter wollen ein Foto mit mir machen lassen. Ist das vielleicht der Grund, warum ich einbestellt wurde?"

"Entlarvende Zeichen eines schwankenden Regimes"

In seiner wöchentlichen Sendung "Al-Bernameg" (zu Deutsch: "Die Show") nimmt Youssef mit scharfem Humor unter anderem Persönlichkeiten des politischen Lebens aufs Korn - darunter auch Führungsmitglieder der Muslimbrüder, denen Präsident Mursi entstammt. Wie die BBC Middle East berichtet, soll er Mursi als "Super Mursi" bezeichnet haben - und ihn wegen dessen Machtfülle mit einem Pharaoh verglichen haben.

Weil mehrere Klagen gegen Youssef wegen Beleidigung des Islam und des Präsidenten eingereicht wurden, ordnete die Generalstaatsanwaltschaft am Samstag seine Festnahme an, ließ ihn am Sonntag jedoch gegen Zahlung einer Kaution von etwa 1700 Euro wieder frei.

Mehrere Oppositionsvertreter kritisierten dies in sozialen Netzwerken als Einschüchterungsversuch. So schrieb der Friedensnobelpreisträger Mohammed ElBaradei, die Versuche, "das Dissidententum zu unterdrücken und die Medien einzuschüchtern, sind entlarvende Zeichen eines schwankenden Regimes, das sich in die Enge getrieben fühlt".

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