Vorwahlen in West Virginia:Giftiger Sieg

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Hillary Clinton wird ihr Sieg in West Virginia nichts mehr nützen. Doch ihre fortgesetzte Kandidatur hat die Demokraten so gespalten, dass der Partei bei der Präsidentenwahl im November ein Desaster drohen könnte.

Barbara Vorsamer

Nachdem sie nun eine Woche lang zu Grabe getragen wurde, zeigt Hillary Clinton wieder mal: Sie lebt noch. Bei den Vorwahlen in West Virginia bekam die Senatorin mehr als doppelt so viele Stimmen wie ihr Konkurrent Barack Obama. Mit 66 Prozent gegenüber 27 für Obama erzielte Clinton einen ihrer deutlichsten Siege im ganzen Vorwahlzirkus.

(Foto: Foto: AFP)

Doch das ist, anders als in New Hampshire, Ohio und Texas oder Pennsylvania, nun nicht die vierte wundersame Auferstehung der Hillary Clinton, sondern höchstens noch ein letztes Aufbäumen. In West Virginia ging es um lediglich 28 Delegierte, die überdies proportional verteilt werden.

Daher bedroht nicht einmal Clintons Erdrutschsieg Obamas Vorsprung bei den gewählten Delegierten. Und da der schwarze Senator inzwischen auch unter den Superdelegierten mehr Unterstützung hat als seine Konkurrentin, ist ihm die Nominierung eigentlich nicht mehr zu nehmen.

Clinton jedoch lässt sich nicht beirren und argumentiert wie immer: Sie sei nahe an Obama dran, was die Gesamtzahl der Wählerstimmen beträfe. Die Delegierten aus Florida und Michigan, zwei Staaten, in denen sie gewonnen hatte, die jedoch aufgrund von Terminverstößen im Vorwahlkalender beim Parteitag nicht wahlberechtigt sind, müssten berücksichtigt werden. Das Rennen sei noch nicht vorbei. Und sie habe in den meisten wahlentscheidenden Swing States gewonnen, daher seien ihre Chancen gegen den republikanischen Kandidaten John McCain größer als die Obamas.

Seit Wochen betonen die Kandidaten und ihre Anhänger gebetsmühlenartig die vermeintliche Bedeutung der Swing States: Seit Woodrow Wilson 1916 habe kein Demokrat mehr das Weiße Haus gewonnen, wenn er nicht vorher West Virginia gewonnen habe. Das Gleiche gelte für den nächsten Vorwahlstaat Kentucky, den Clinton Umfragen zufolge ebenfalls gewinnen wird: Seit 48 Jahren ist kein Demokrat Präsident geworden, ohne in Kentucky zu siegen.

Doch auch diese Argumente nützen nichts mehr. Um es mit den Worten einer CNN-Kommentatorin zu sagen: Barack Obama müsste nun schon auf einer gigantischen Bananenschale ausrutschen, um die Nominierung noch zu vergeigen.

So wahrscheinlich seine Nominierung ist, so klar ist auch, dass er in entscheidenden Wählerschichten wie den weißen Arbeitern, Bürgern ohne Hochschulabschluss und älteren Wählern nur wenig Unterstützung genießt. Zusätzlich misstrauen ihm Umfragen zufolge viele Leute und glauben, er teile die umstrittenen Ansichten seines früheren Pastors Jeremiah Wright.

Noch problematischer ist aber, dass Obama auch nicht alle Demokraten hinter sich vereinen würde. Das zeigt eine aktuelle Nachwahlbefragung: Nur 36 Prozent der Clinton-Unterstützer sind bereit, bei der Präsidentschaftswahl im November auch für Obama zu stimmen. Noch gravierender: Fast genauso viele, nämlich 35 Prozent, geben an, im Falle einer Kandidatur des schwarzen Senators für McCain stimmen zu wollen.

Auch bei den Obama-Anhängern können sich viele nicht vorstellen, für Clinton ein Kreuz zu machen. Knapp die Hälfte würde für sie als Präsidentin stimmen, wohingegen ganze 31 Prozent aus dem Obama-Lager im Falle einer Kandidatur Clintons ins republikanische Lager wechseln wollen.

Obama sagt zwar in all seinen Reden: "Ich glaube, die Partei wieder einen zu können." Doch ohne Clintons Unterstützung dürfte das schwierig werden. Immerhin hat Clinton angekündigt, ihren Konkurrenten im Falle seiner Kandidatur nach Kräften zu unterstützen. Das wird auch dringend nötig sein, wenn die Demokraten die Wahlen am 4. November gewinnen wollen.

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