Volkswagen:Endlich mal ein Urteil

Anders als in den USA wird es in Deutschland so bald keinen VW-Prozess geben.

Von Max Hägler

Für drei Jahre und vier Monate muss James L. hinter Gitter. Der Volkswagen-Ingenieur sei an einem "ernsten Verbrechen" beteiligt gewesen, erklärte ein Richter in Detroit das erste Urteil gegen einen Verantwortlichen im VW-Dieselskandal. Der 63-Jährige habe eine Schlüsselrolle gespielt - und an Unternehmen müsse ein abschreckendes Signal gesendet werden.

Profitstreben rechtfertigt zum Glück keinen Betrug und keinen Verstoß gegen Umweltgesetze. Und zum Glück werden das wohl auch Führungskräfte in Deutschland zu spüren bekommen, wo mittlerweile gegen etwa 50 Ingenieure und Manager ermittelt wird. Doch hierzulande sind noch nicht einmal Anklageschriften fertiggestellt. Das liegt an der Gründlichkeit, mit der die Staatsanwälte den Wust an Indizien durchforsten, und daran, dass Verfahren gebündelt werden sollen.

Das US-Urteil zeigt aber: Es geht schneller, gerade wenn einer kooperiert wie James L., Kronzeuge in Sachen VW. Es wäre erfreulich, wenn nun auch bald in Deutschland vor Gericht die Frage geklärt wird, wer diesen Betrug wirklich angezettelt hat - auch weil dann ein Schlusspunkt absehbar wird. Die Angelegenheit verunsichert seit zwei Jahren die meisten der 600 000 VW-Mitarbeiter, sie raubt dem Unternehmen Energie für die Arbeit an der Zukunft. Und diese Arbeit ist wichtig, denn schließlich sollen Autos in der Zukunft keine Abgase mehr ausstoßen.

© SZ vom 28.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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