Verteidigungspolitik:Putin als Nato-Erweiterer

Aus Angst vor Moskau nähert sich Schweden dem Bündnis an.

Von Hubert Wetzel

Nachdem die Angst vor Russland einst schon die Osteuropäer in die Arme der Nato getrieben hat, wiederholt sich nun offenbar Ähnliches im Norden: In Schweden sind heute mehr Bürger für einen Beitritt zu dem westlichen Verteidigungsbündnis als dagegen, einige wichtige Parteien haben ihre Ablehnung aufgegeben. Das heißt nicht, dass Schweden - oder Finnland, wo ebenfalls so laut wie selten über einen Nato-Beitritt nachgedacht wird - demnächst Mitglieder der Allianz werden. Aber es zeigt, wie sehr sich Bedrohungslage und Bedrohungsgefühl in Europa geändert haben.

Der Grund dafür ist eindeutig: Russlands Aggression in der Ukraine. Der unerklärte Krieg, den Moskau gegen ein Nachbarland führt, hat andere Nachbarn aufgeschreckt. Und es gehört schon eine ganze Menge bedrohliches Gehabe dazu, um zwei so bedächtige Staaten wie Schweden und Finnland, die auf eine lange, stolze Tradition der Neutralität und Selbstverteidigung zurückschauen, die den gesamten Kalten Krieg außerhalb der Nato verbracht haben, derart aufzuschrecken, dass sie nun ernsthaft daran denken, unter den Schutzschirm zu schlüpfen.

Der Kreml und seine Apologeten werden nun die Schuld wieder der Nato zuschieben. Das Bündnis, so klagen sie gerne, rücke mutwillig an die Grenzen Russlands heran. Das Beispiel Schweden freilich zeigt: Der Vorwurf stimmt nicht, weder für Ost- noch für Nordeuropa.

© SZ vom 16.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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