USA:Weg mit dem Käse

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Amerikas Bauern produzieren zu viel Cheddar und Pepper Jack. Dass sie ihn nicht los werden, liegt auch an Europa. Etliche Sorten sind hier geschützt, darunter der bekannte Parmesan.

Von Kathrin Werner

Amerikas Bauern könnten ein Jahr des Double Cheeseburger mit Triple-Extra-Cheese gebrauchen. Denn der Käse muss weg. Die USA sitzen auf einem Berg an Cheddar, Pepper Jack, der von der Schweiz unabhängigen Käsesorte "Swiss Cheese" und Mozzarella, und der Berg wächst weiter. Jeder Amerikaner müsste in diesem Jahr mehr als 1,5 zusätzliche Kilo essen, um den Käseberg wegzufuttern. Und es wird noch schlimmer: Die Kühe der Vereinigten Staaten werden in diesem Jahr mehr Milch geben als je zuvor. Der Großteil davon geht an die Käsereien, die ihre Ware bunkern in der Hoffnung, dass die Nachfrage und die Preise bald wieder steigen. Laut dem Landwirtschaftsministerium liegen in den Kühlhäusern des Landes 540 000 Tonnen Käse - elf Prozent mehr als vor einem Jahr. Tiefkühlkäse hält sich nicht ewig.

Als vor zwei Jahren der Preis hoch war und die Nachfrage aus dem Ausland groß, haben die Bauern mehr Kühe gekauft. Danach allerdings stieg der Wechselkurs des Dollars rapide; das schwächte die Nachfrage aus dem Ausland. Hinzu kommen Preisschwankungen bei der Ware selber. Milch ist in den USA viel teurer als in Deutschland, wo Bauern für einen Liter Frischmilch inzwischen weniger als 20 Cent von den Molkereien bekommen. In Amerika liegt der Erzeugerpreis bei knapp 31 Cent. Entsprechend günstiger bekommen die europäischen Käsereien ihre Milchlieferungen.

Auch in den USA sinken zwar die Milch- und Käsepreise. Allerdings fallen die Preise längst nicht so schnell wie in Europa. Amerikas Bauern können mit den europäischen nicht konkurrieren - erst recht nicht, wenn der starke Dollar ihren Exportkäse noch teurer macht. Aber sie müssen melken und melken und wissen nicht, wohin mit all dem Käse.

Schuld sind auch die Europäer, die sich weigern, amerikanischen Massenkäse unter den in der EU geschützten Namen wie Asiago, Feta oder Parmesan zu verkaufen. In Europa darf sich nur Parmesan nennen, was aus der Stadt Parma und Umgebung kommt, die amerikanischen Milchbauern wollen dagegen auch ihren Würzkäse aus Wisconsin in Europa als Parmesan vertreiben. "Parmigiano Reggiano ist doch ein völlig normaler Gattungsbegriff, der mit der Region gar nichts mehr zu tun hat im allgemeinen Sprachgebrauch", sagte John Wilson von der Käse-Lobby Dairy Farmers of America bei der jüngsten Verhandlungsrunde zum Freihandelsabkommen TTIP, in das er gern die freie Einfuhr von amerikanischem Asiago hineinverhandeln würde.

"So seht ihr das vielleicht, wir lassen das aber niemals zu", konterte John Clarke, ein TTIP-Verhandler aus der EU. "Wir können auch nicht irgendein braunes Getränk in die USA verkaufen und Coca-Cola nennen." Im Gegenzug exportieren die Europäer aber munter immer mehr Käse in die USA - was den amerikanischen Berg weiter wachsen lässt. Die Amerikaner essen nämlich selber lieber Edelblauschimmel aus Frankreich als einheimischen Massencheddar. Laut der EU-Kommission sind die Käse-Exporte in die USA im vorigen Jahr um 17 Prozent gestiegen, kein Land außerhalb der EU nimmt mehr europäischen Käse ab. Was den Käse-Lobbyisten Wilson ärgert: "Von uns wollen die gar nichts."

© SZ vom 19.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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