USA:Wahlkampf-Manager Trumps tritt ab

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Paul Manafort hatte dem Kandidaten der Republikaner geraten, seine Tonart zu mäßigen.

Von Hubert Wetzel, Washington

Der Wahlkampfmanager von Donald Trump, Paul Manafort, ist zurückgetreten. Das gab der republikanische Präsidentschaftskandidat am Freitag bekannt. Trump dankte Manafort, der den Posten erst vor zwei Monaten übernommen hatte, ausdrücklich für seine Arbeit. "Ich weiß seinen großartigen Beitrag dazu sehr zu schätzen, dass wir dort stehen, wo wir heute stehen", hieß es in einer Stellungnahme. Die Washington Post berichtete, Manafort verlasse die Kampagne freiwillig und ohne Groll - eine Darstellung, an der man ebenso seine Zweifel haben kann wie an den freundlichen Abschiedsworten von Donald Trump.

Überraschend ist der Abschied von Manafort kaum: Trump hatte Anfang der Woche überraschend zwei wichtige Führungspositionen in seinem Wahlkampfteam neu besetzt, ein Schritt, der als Degradierung und Entmachtung Manaforts gewertet worden war. So beförderte Trump seine Umfragenexpertin Kellyanne Conway zur Wahlkampfmanagerin und gab ihr damit den gleichen Titel wie Manafort. Zugleich ernannte Trump den bisherigen Chef der rechtspopulistischen Website Breitbart News, Stephen Bannon, zu seinem neuen Wahlkampfvorsitzenden. Die Personalien wurden auch als Richtungsentscheidung gesehen. Manafort hatte Trump in den letzten Wochen Berichten zufolge immer wieder gedrängt, weniger aggressiv aufzutreten und vor allem die spontanen Rüpeleien bleiben zu lassen, die so viele Wähler verschrecken. Trump liegt in den Umfragen derzeit deutlich hinter seiner demokratischen Rivalin Hillary Clinton. Bannon hingegen gilt als Befürworter eines scharfen, populistischen Wahlkampfs.

Insofern war es etwas überraschend, dass Trump am Donnerstag bei einem Auftritt zum ersten Mal Bedauern über einige seiner Ausfälle der vergangenen Monate geäußert hatte. Es tue ihm leid, wenn er damit jemanden verletzt habe, sagte der Kandidat - ein seltenes Fehlereingeständnis von Trump, auch wenn er sich nicht ausdrücklich entschuldigte. Ob das ein grundsätzlich neuer Wahlkampfstil ist, oder ob Trump in seiner Rede nur abgelesen hat, was sein Team ihm aufgeschrieben hatte, ist noch offen.

Manafort war auch durch Medienberichte über seine frühere Arbeit als politischer Lobbyist unter Druck geraten. Unter anderem hatte er für die Partei des später gestürzten, prorussischen ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch gearbeitet. Dabei soll es dubiose Geldflüsse gegeben haben. Im gleichen Zusammenhang wird freilich auch die Lobbyfirma genannt, die Clintons Wahlkampfmanager John Podesta mitgegründet hat und die heute von dessen Bruder geleitet wird.

Inwieweit diese Enthüllungen über Manafort zu dessen Rücktritt beigetragen haben, ist unklar. Vermutlich hatte Trump jedoch wenig Interesse, täglich neue Geschichten über die zweifelhaften Geschäfte seines Wahlkampfmanagers zu sehen.

© SZ vom 20.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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