USA:Tausende Kilometer für ein Visum

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Washington und Moskau setzen ihre Serie aus gegenseitigen Strafen fort: Die US-Botschaft in Moskau vergibt vorerst keine Einreise-Erlaubnisse mehr an Russen. Mehrere Konsulate stoppen den Service ganz.

Von Julian Hans, Moskau

Vorerst geht nichts mehr: Die US-Botschaft in Moskau empfängt keine reisewilligen Russen mehr. (Foto: Andrei Makhonin/imago)

Für russische Staatsbürger wird es von nun an schwieriger, die USA zu besuchen. Als Reaktion auf eine von Russlands Präsident Wladimir Putin angeordnete Stellenkürzung in den amerikanischen Vertretungen in Russland würden bis Ende des Monats keine Touristen-, Studenten-, oder Arbeitsvisa vergeben, teilte die Moskauer US-Botschaft am Montag mit.

Vom 1. September an können Visa dieser Art nur noch bei der Botschaft in der russischen Hauptstadt beantragt werden. Bisher hatten auch die Konsulate in Sankt Petersburg, Jekaterinburg und Wladiwostok Visa ausgestellt. Durch die neuen Regeln verlängert sich für viele Antragsteller nicht nur der Anreiseweg für den Antrag um Tausende Kilometer, sondern auch die Wartezeit. Wer zum ersten Mal ein Visum für die USA beantragt, muss persönlich vorsprechen und Fragen der Konsularmitarbeiter beantworten.

Die Serie aus gegenseitigen Einschränkungen und Strafmaßnahmen, mit denen sich Washington und Moskau seit Monaten überziehen, wird damit fortgesetzt. Als Antwort auf russische Versuche, die US-Wahlen zu beeinflussen, hatte der damalige US-Präsident Barack Obama noch vor seinem Ausscheiden Ende vergangenen Jahres 33 russische Diplomaten ausgewiesen und Erholungsheime der russischen Botschaft in Washington geschlossen. Aus Sorge, dass Obamas Nachfolger Donald Trump die Sanktionen aus einer Laune heraus aufheben könnte, hatte sie der Kongress im Juli in ein Gesetz gegossen und dabei stellenweise verschärft. Daraufhin ordnete Putin an, die Zahl der Beschäftigten an den US-Vertretungen in Russland um 750 auf 455 Stellen zu reduzieren. Der Stellenabbau soll bis September abgeschlossen sein. Betroffen sind vor allem Ortskräfte, also Sachbearbeiter in der Visa-Vergabe, Fahrer sowie Schreibkräfte, aber auch Diplomaten.

Außenminister Lawrow wirft den Amerikanern vor, absichtlich Ärger schüren zu wollen

Die US-Botschaft begründete den vorläufigen Stopp der Visa-Vergabe am Montag mit einer Reorganisation des Betriebs. Künftig stünden nicht genug Mitarbeiter zur Verfügung, um das Verfahren wie bisher durchführen zu können. "Solange unsere Mitarbeiterzahl reduziert bleibt, müssen wir unsere Leistungen einschränken", erklärte die Moskauer US-Botschaft.

Die russische Regierung ließ diese Erklärung nicht gelten. Außenminister Sergej Lawrow warf den Amerikanern vor, absichtlich Ärger unter russischen Bürgern zu schüren. "Die Logik ist bekannt, es ist die Logik derjenigen, die Farb-Revolutionen organisieren", sagte er der Agentur Interfax zufolge. Darunter versteht Moskau die Demokratiebewegungen, die etwa 2003 in Georgien und 2004 in der Ukraine zur Ablösung der Regierungen führten. Laut Angaben des US-Außenministeriums wurden im vergangenen Jahr 186 000 Besuchsvisa an russische Staatsbürger vergeben. Im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung der Russischen Föderation von 144 Millionen Menschen ist das gerade einmal einer von tausend. Dabei ist die Tendenz seit einigen Jahren zückläufig: Im Jahr 2013 Jahren wurden noch 265 000 Visa ausgestellt.

© SZ vom 22.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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