USA:"Seinen Job verloren, und auch seinen Verstand"

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Der US-Präsident bricht mit seinem einstigen Wahlkampfleiter und Chefstrategen Stephen Bannon. Das ist eine scharfe Replik - offenbar hat Bannon in einem neuen Buch über Donald Trump einen Nerv getroffen.

Von Hubert Wetzel, Washington

Zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem früheren Wahlkampfmanager und Chefstrategen Stephen Bannon ist ein erbitterter Streit ausgebrochen. Während Bannon den Sohn und den Schwiegersohn Trumps bezichtigte, Geldwäsche betrieben und sich auf "verräterische" und "unpatriotische" Art mit Russen getroffen zu haben, warf der Präsident seinem ehemaligen Berater vor, verrückt geworden zu sein. "Als er gefeuert wurde, hat er nicht nur seinen Job verloren, sondern auch seinen Verstand", hieß es in einer Erklärung Trumps. Bannon wurde im August 2016 Trumps Wahlkampfleiter, von Januar bis August 2017 war er Chefstratege im Weißen Haus.

Grund für Trumps Wutausbruch waren Äußerungen Bannons in einem neuen Buch über Trump. Der Autor, der Journalist Michael Wolff, zitiert darin Bannon mit der Aussage, dass Trumps Sohn Donald Trump Jr. und sein Schwiegersohn Jared Kushner von Sonderermittler Robert Mueller vermutlich wegen Geldwäsche belangt werden dürften. "Der Kushner-Scheiß ist schmierig", wird Bannon zitiert. "Sie werden die beiden Jungs aufrollen". Donald Jr. werde zerbrechen "wie ein Ei".

Bannon nennt ein Treffen von Trumps Sohn und Schwiegersohn mit einer Russin "verräterisch"

Der frühere FBI-Chef Mueller untersucht derzeit, ob es im Wahlkampf 2016 illegale Absprachen zwischen Trumps Team und der russischen Regierung gegeben hat. Moskau hatte eine breit angelegte Sabotageaktion gegen die Demokratin Hillary Clinton gestartet, um Trump zu helfen. Unklar ist aber, ob Trumps Leute davon gewusst haben oder sogar beteiligt waren.

Ein verdächtiger Hinweis auf eine mögliche Zusammenarbeit ist ein Treffen im Trump Tower in New York im Juni 2016. Donald Trump Jr., Kushner und der damalige Wahlkampfmanager Paul Manafort trafen damals eine russische Anwältin, die versprochen hatte, belastendes Material über Clinton liefern zu können. Bannon bezeichnete dieses Treffen gegenüber Wolff als "verräterisch". Die Trump-Mitarbeiter hätten das FBI informieren müssen, statt sich mit der Russin in Trumps Wahlhauptquartier zu treffen. Trump bestreitet jede Zusammenarbeit mit Moskau, und bisher hat Mueller auch noch keine Anklagen erhoben.

Mueller ist am Mittwoch vielmehr selber von Manafort verklagt worden, weil er seine Befugnisse überschritten habe. Unklar ist, ob Bannons Äußerungen den Ermittlungen von Mueller etwas Substanzielles hinzufügen. Von absichtlicher Kooperation zwischen Trumps Team und Moskau spricht auch Bannon nicht. Zum Teil sind seine Vorwürfe wohl einfach nur Rache - Kushner, der als Berater für Trump tätig ist, war dem rechten Publizisten zu wenig nationalistisch und populistisch. Trumps scharfe Replik zeigt aber, dass Bannon einen Nerv getroffen hat. Zum einen hat er die Familie attackiert, für Trump stets ein Grund, zurückzuschlagen. Zum anderen ärgert ihn, dass Bannon als Strippenzieher hinter Trumps Wahlsieg und Präsidentschaft dargestellt wurde. Beides bestreitet Trump in seiner Erklärung ausdrücklich.

© SZ vom 04.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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