USA:Schnee des Präsidenten

Trump glaubt Putin mehr als seinen eigenen Geheimdiensten.

Von Hubert Wetzel

Die amerikanischen Geheimdienste sagen: Der Schnee ist weiß. Russlands Präsident Wladimir Putin sagt: Der Schnee ist schwarz. Und Donald Trump sagt: Ich habe Putin gefragt, ob der Schnee weiß sei, und er hat gesagt, er sei schwarz. Und ich glaube ihm, dass er glaubt, der Schnee sei schwarz. Leute, die mich politisch fertigmachen wollen, behaupten, der Schnee sei weiß.

Das ist ungefähr der Meinungsstand des US-Präsidenten bezüglich der russischen Sabotageaktion gegen die amerikanische Präsidentschaftswahl. Es gibt inzwischen einen Berg an Beweisen, dass Moskau sich in die Wahl eingemischt hat - zugunsten Trumps. Aber Trump ist unfähig, diesen Angriff auf Amerikas Demokratie zuzugeben, weil er damit die Legitimität seines Wahlsiegs infrage stellen würde. Also eiert er herum. Am Wochenende führte diese Eierei dazu, dass der Präsident der Vereinigen Staaten die Welt wissen ließ, er glaube einem ehemaligen KGB-Offizier an der Spitze einer rivalisierenden Atommacht mehr als den eigenen Geheimdiensten. Seine persönliche Eitelkeit steht für Trump offensichtlich über den nationalen Interessen der USA.

Inzwischen hat sich Trump etwas korrigiert. Vielleicht hat er gemerkt, wie bizarr seine Äußerungen waren. Er stehe hinter den US-Diensten, sagte er - was immer das nun heißen soll. Vielleicht hält er den Schnee jetzt für grün oder lila oder grau. Putin dürfte auch damit zufrieden sein.

© SZ vom 13.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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