USA:Schlimm geblutet

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Präsident Donald Trump wütet auf Twitter gegen zwei TV-Moderatoren, die ihn einst unterstützten. Auch Republikaner reagieren entsetzt.

Von Thorsten Denkler, New York

Mika Brzezinski scheint den Tag nach den beleidigenden Tweets von US-Präsident Donald Trump ohne Probleme überstanden zu haben. "Mir geht es gut", sagte die Co-Moderatorin des MSNBC-Formates "Morning Joe" in ihrer Sendung. "Ich bin nur sehr beunruhigt darüber, was diese Sache mal wieder über den Präsidenten der Vereinigten Staaten aussagt." Und damit steht sie nicht alleine.

Trump hatte am Washingtoner Donnerstagmorgen die Sendung auf höchst beleidigende Art auf Twitter kommentiert. Im Wahlkampf war Trump oft Gast der Sendung gewesen. Er galt als befreundet mit beiden Moderatoren Joe Scarborough, ein ehemaliger republikanischer Abgeordneter, und Mika Brzezinski. Trump soll dem Paar sogar kurz nach seiner Amtseinführung angeboten haben, es kraft seines Amtes zu trauen, schrieb das Magazin Vanity Fair.

Aber das war einmal. Die Sendung wurde im Laufe der erst kurzen Präsidentschaft immer kritischer im Umgang mit Trump. Am betreffenden Donnerstagmorgen will er nur "gehört" haben, dass darin schlecht über ihn geredet worden sei, schrieb Trump auf Twitter. Er nennt die Moderatoren darin "Psycho Joe" und "Crazy Mika" (Verrückte Mika).

Trump behauptet, beide hätten während ihres Aufenthalts zum Neujahrsfest in Trumps Golfklub in Florida auf ein Treffen mit ihm bestanden. Es folgt der Satz, der auch Teile der Republikaner entsetzt: "Sie hat schlimm geblutet von einem Facelifting. Ich habe Nein gesagt." Im Netz zirkuliert ein Foto von Mika Brzezinski aus jener Nacht. Blut ist nicht zu sehen. Die Moderatoren sagten am Freitag, er sei es gewesen, der sie eingeladen habe.

Donald Trump ist mal wieder seinem Ruf gerecht geworden, ein pöbelnder Frauenfeind zu sein. Im Wahlkampf hatte er über die damalige Fox-News-Moderatorin Megyn Kelly gesagt: "Man konnte sehen, wie das Blut aus ihren Augen kam, Blut kam überall aus ihr heraus." Kelly hatte ihn zuvor in einer TV-Debatte mit seinen frauenfeindlichen Sprüchen konfrontiert. Im Wahlkampf wurden weitere Ausfälle dieser Art dokumentiert.

Manche Republikaner sind genervt von Trumps jüngsten Twitter-Ausbrüchen. "Das war in meinen Augen ganz offensichtlich kein angemessener Kommentar", sagte der republikanische Sprecher des Repräsentantenhauses, Paul Ryan. "Sehen Sie, wir versuchen hier, unseren Umgangston zu verbessern, wir versuchen, unsere Debatten zivilisiert zu führen. Und dies hier hilft dabei nicht." Die republikanische Senatorin Susan Collins twitterte: "Das muss aufhören - wir haben alle einen Job zu erledigen." Ihre Kollegin Lisa Murkowski schrieb auf Twitter: "Hör auf! Das Amt des Präsidenten sollte für Besseres genutzt werden als dafür, andere runterzumachen." Lindsey Graham, ebenfalls republikanischer Senator, sagte: "Mr. President, Ihre Tweets waren unter der Würde des Amtes. Sie zeigen, was falsch läuft in der amerikanischen Politik. Nicht aber Amerikas Größe."

Donald Trumps Frau Melania ließ dagegen über eine Sprecherin mitteilen: "Wie die First Lady schon früher einmal gesagt hat: Wenn ihr Mann attackiert wird, dann schlägt er zehn Mal härter zurück." Moderatorin Mika Brzezinski dürfte das in einer Vermutung bestätigen: Sie hält Trump seit geraumer Zeit für "mental überfordert".

© SZ vom 01.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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