USA:Mann im Schatten

Lesezeit: 2 min

Philip Murphy, Kandidat der Demokraten für das Gouverneurs-Amt in New Jersey. (Foto: Lucas Jackson/Reuters)

Bei mehreren Regionalwahlen geht es auch um die Beliebtheit des Präsidenten. Einige der Kandidaten nahmen im Wahlkampf direkt Bezug auf Trump.

Von Sacha Batthyany, Washington

Sei es in den Bundesstaaten Virginia oder New Jersey, wo an diesem Dienstag der neue Gouverneur bestimmt wird, oder in New York City, wo es um das Bürgermeisteramt geht - bei jeder Wahl spielt auch US-Präsident Donald Trump eine zentrale Rolle, der "Mann im Schatten", wie die Washington Post ihn nennt. Die Wahlen seien Gradmesser seiner Beliebtheit. Was in Virginia und New Jersey passiere, hat laut CNN "nationale Ausstrahlung".

Tatsächlich nahmen einige der Kandidaten im Wahlkampf direkt Bezug auf den Präsidenten. Der nicht sonderlich beliebte Bürgermeister New Yorks etwa, Bill De Blasio, sagte bei einer Veranstaltung, man solle ihm die Stimme geben, damit die Stadt nicht noch einmal "mit einem solchen Schrecken" erwache wie vor einem Jahr, als Trump zum Präsidenten gewählt wurde. Ex-Präsident Barack Obama, der für die demokratischen Anwärter auf den Gouverneursposten in den Wahlkampf zog, sprach ebenfalls von seinem Nachfolger, ohne ihn allerdings beim Namen zu nennen: "Wir wollen keine Politik der Angst und können uns keine weitere Spaltung in diesem Land mehr leisten."

Ein Kandidat, der sich an Trumps Stil orientiert, kommt in Umfragen auf keine fünf Prozent

Doch man sollte den Einfluss des Präsidenten auch nicht überschätzen. Wenn De Blasio von den New Yorkern diese Woche den Auftrag für eine zweite Amtszeit erhält, wonach alles aussieht, dann hat dies wohl mehr mit der Qualität seiner Herausforderer zu tun als mit Trump. Richard "Bo" Dietl etwa, ein ehemaliger Polizist und Schauspieler, wird von den Boulevardmedien zwar als "Mini-Trump" inszeniert, weil auch er zur Selbstdarstellung neigt, kommt in Umfragen aber auf keine fünf Prozent.

Auch bei der Gouverneurswahl in New Jersey geht es weniger um Trump als um den amtierenden Gouverneur Chris Christie, der in seinem eigenen Staat nach sieben Jahren im Amt dermaßen unbeliebt ist, dass sich selbst die Kandidatin der eigenen Partei, die Republikanerin Kim Guadagno, von ihm distanziert. Bei Guadagno kommt hinzu, dass sie Christies Stellvertreterin war, was sich für ihre Kandidatur als Gift erweist.

Guadagnos Herausforderer, der Demokrat Phil Murphy, ehemaliger Botschafter der Vereinigten Staaten in Deutschland, führt sämtliche Umfragen deutlich an. Er trat mit dem Versprechen an, das notorische Verkehrschaos in New Jersey zu lindern, er will den Minimallohn erhöhen, die Schulen verbessern und Waffengesetze leicht regulieren.

Der Wahlkampf zwischen Guadagno und Murphy nahm Trumpsche Züge an, als es um das Streitthema Immigration ging. Murphy sagte, er spiele mit dem Gedanken, New Jersey in einen "Sanctuary State" zu verwandeln, wo illegale Immigranten bei Festnahmen nicht an die Beamten des Immigration & Customs Enforcement (ICE) übergeben werden, die sie dann möglicherweise abschieben. Die Republikanerin Guadagno versuchte im Stile Trumps, daraus politischen Nutzen zu ziehen, und sprach davon, Murphy würde "gefährliche Mörder" schützen wollen. Ob ihr dies allerdings an der Urne nützen wird, ist fraglich. New Jersey ist ein stark demokratischer Staat mit einem hohen Anteil an Immigranten.

In Virginia ist das Rennen laut Umfragen enger. Der Demokrat Ralph Northam gilt als Favorit und tritt gegen den Republikaner Ed Gillespie an, der den Präsidenten im Wahlkampf zu imitieren versuche, ohne ihn allerdings beim Namen zu nennen, wie die New York Times schrieb. Gillespie, das sei Trumpismus ohne Trump.

Der ehemalige Berater von Präsident George W. Bush und einst gemäßigte Republikaner Gillespie ist während des Wahlkampfs nach rechts gerückt. In seinen Auftritten spricht er viel von der kriminellen Organisation MS-13, die sich in Virginia, einem Staat, den Clinton gewann, ausbreite und die Menschen terrorisiere. In seiner Wahlwerbung im Fernsehen kritisiert er den Polit-Sumpf Washingtons und Football-Spieler, die während der Nationalhymne knien. Bei ihm scheint die Taktik, in Trumps Schatten Politik zu machen, zu funktionieren: In den jüngsten Umfragen holte Gillespie auf.

© SZ vom 07.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: