USA:Heillose Sanierer

Donald Trump will das Land modernisieren - armes Amerika!

Von Claus Hulverscheidt

Um zu erfassen, wie sehr die US-Infrastruktur einer Sanierung bedarf, ist keine höhere Schulbildung vonnöten. Meist reicht ein Blick aus dem Fenster oder eine Fahrt mit der Bahn: Brücken bröckeln, Züge rattern und rumpeln, und an jeder zweiten Haltestelle muss man Angst haben, dass einem eine Deckenfliese auf den Kopf fällt. Wer etwa einmal von einem der hochmodernen Flughäfen Skandinaviens in die USA gereist ist, der glaubt bei der Ankunft mitunter, auf dem falschen Kontinent gelandet zu sein.

So gesehen kommt Donald Trumps Modernisierungskonzept keinen Tag zu früh. Und doch wirft sein Plan bisher mehr Fragen auf, als er Antworten gibt: Mit Bundesmitteln von 200 Milliarden Dollar über zehn Jahre ist nicht nur der Umfang viel zu klein, es mangelt vielmehr auch an klaren Angaben dazu, woher das Geld kommen soll. Ein Sanierungsprogramm weitgehend auf Pump aber, wie es manchem im Weißen Haus offenbar vorschwebt, könnte den Bürgern am Ende mehr schaden als nutzen. Denn was wäre gewonnen, wenn die Schulen des Landes zwar neue Fenster und einen Anstrich erhielten, die Städte am Ende aber Lehrerstellen streichen müssten, um damit ihre gewaltigen Haushaltsdefizite zu bekämpfen?

Wie so oft bei Trump wirkt auch sein Infrastrukturkonzept wie eins, das allein im Hier und Jetzt angesiedelt ist und vor allem auf den schnellen Showeffekt zielt. Auf längere Sicht hingegen scheint ein anderes Motto zu gelten: Nach mir die Sintflut!

© SZ vom 13.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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