USA:Düstere Warnungen

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"Wir bewegen uns nicht schnell genug": Barack Obama ruft zum Kampf gegen die Erderwärmung auf. Außenminister Kerry hört aufmerksam zu. (Foto: Jonathan Ernst/Reuters)

Präsident Obama drängt in Alaska öffentlichkeitswirksam auf schnelle Schritte gegen den Klimawandel.

US-Präsident Barack Obama hat auf seiner Alaska-Reise eindringlich vor den Folgen des Klimawandels gewarnt. Überflutete Länder, verlassene Städte und Massen von Flüchtlingen drohten, sollten die Länder der Welt nicht sofort handeln, sagte er am Montag in Anchorage bei einer Konferenz des Außenministeriums zum Klimawandel in der Arktis. Die Zeit dränge, bald sei es zu spät. "Menschliche Aktivität zerstört das Klima auf viele Arten schneller, als wir dachten. Wir bewegen uns nicht schnell genug", sagte der Präsident. Im Dezember findet in Paris der UN-Klimagipfel statt. Dessen Ziel ist ein international verbindliches Klimaschutzabkommen.

Obama sagte, wenn jetzt nichts geschehe, müssten künftige Generationen die Folgen tragen. "Wir würden unsere Kinder zum Leben auf einem Planeten verdammen, den instand zu setzen über ihre Kapazitäten ginge", sagte er. Obama will mit seinem dreitägigen Besuch im nördlichsten Staat der USA deutlich machen, wie sehr die globale Erwärmung die Natur Alaskas bereits beeinträchtigt hat.

Der vom Weißen Haus konzipierte Reiseplan soll dazu Bilder liefern: Ein Wanderausflug Obamas auf den schmelzenden Exit-Gletscher und Gespräche mit Fischern stehen ebenso auf der Agenda wie ein Trip in die Wildnis mit dem Survival-Experten Bear Grylls, der für dessen TV-Sendung aufgezeichnet werden soll. Als erster amtierender US-Präsident will Obama zudem den Polarkreis betreten.

Doch sieht sich der Präsident mit der Frage konfrontiert, wie sich seine düsteren Warnungen und Forderungen nach einer Verringerung der Treibhausgase mit seinen jüngsten Schritten zur Ausweitung der Energieproduktion vereinbaren lassen - etwa im Öl- und Gassektor. So nehmen Umweltgruppen daran Anstoß, dass Obama dem Ölkonzern Shell Bohrungen vor der Nordwestküste Alaskas erlaubt hat. Allerdings drängen selbst Ureinwohner Obama zu weiterer Öl- und Gasförderung. Hintergrund ist ein Defizit von 3,5 Milliarden Dollar, den fallende Ölpreise in diesem Jahr in die Bilanz Alaskas gerissen haben. In der Folge kam es zu Haushaltskürzungen.

Die USA sind nach China der größte Produzent klimaschädlicher Treibhausgase. Obama hatte Anfang des Monats einen Plan vorgelegt, mit dem die Kohlendioxid-Emissionen in den USA bis 2030 um 32 Prozent im Vergleich zum Jahr 2005 verringert werden sollen. Kernstück des "Clean Power Plan" sind erstmals landesweit verbindliche Emissionsziele für Kohlekraftwerke.

Die Republikaner im US-Kongress sind strikt gegen den Plan, den Obama aber mit Hilfe von Exekutivvollmachten umsetzen kann. Vor diesem Hintergrund betonte Obama, dass die USA ihren Teil für eine bessere Umwelt beitrügen. Gleichzeitig greife das Land auf Energieressourcen zurück, die es zum langfristigen Übergang zu sauberen und erneuerbaren Brennstoffen brauche. "Wir beweisen, dass es zwischen einer gesunden Umwelt und starken Wirtschaftszielen keinen Widerspruch geben muss", sagte Obama. Andere Länder sollten ähnlich handeln.

Präsident Obama demonstrierte auch Präsenz gegenüber russischen Ansprüchen auf die Arktis-Region. Der Präsident werde beim Kongress den beschleunigten Bau neuer Eisbrecher beantragen, teilte das Weiße Haus mit. Derzeit verfügen die USA nur über zwei dieser Schiffe, Russland über 40.

© SZ vom 02.09.2015 / AP, AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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