USA:Diplomatisches Mini-Desaster

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Der US-Präsident fordert Katar per Twitter zum Einlenken auf, sein Außenminister mahnt zum "bedächtigen Dialog": Die Regierung in Washington spricht im Streit am Golf nicht mit einer Stimme.

Von Reymer Klüver

Die neue Nachfolgerregelung, die Mohammad bin Salman am Dienstag zum mächtigen Kronprinzen in Saudi-Arabien machte, war noch keine 24 Stunden verkündet, da hatte Amerikas Präsident Donald Trump dem jungen Mann schon persönlich am Telefon gratuliert. Das war alles andere als eine der bizarren Spontan-Aktionen des Mannes im Weißen Haus. Trump sieht den 31-Jährigen tatsächlich als seinen wichtigsten Verbündeten am Golf, als Anführer einer Allianz sunnitischer Staaten gegen Iran. Schon im März hatte er ihn zu einem Vier-Augen-Gespräch ins Oval Office gebeten.

Beeinflussen Trumps frühere Geschäfte in der Region jetzt seine Entscheidungen?

Das wäre alles kein Problem, gäbe es da nicht den Streit am Golf zwischen den Saudis und den Vereinigten Arabischen Emiraten auf der einen und Katar auf der anderen Seite. Denn auch Katar ist enger Partner der USA - und kaum weniger wichtig. Aus Sicht des Pentagon ist Katar sogar der militärisch wichtigste Verbündete in der Golf-Region. In der Al Udeid Air Base am Rande der Hauptstadt Doha unterhalten die US-Streitkräfte ihren größten Stützpunkt im Nahen Osten, mit nicht weniger als 11 000 Soldaten. Von dort aus werden die Aktionen gegen den IS in Syrien und im Irak sowie Luftangriffe in Afghanistan koordiniert.

Doch dann kam es Anfang Juni zum Bruch zwischen den Golf-Nachbarn - und Trump schlug sich eindeutig auf die Seite der Saudis. In Tweets forderte er Katar zum Einlenken auf, offenkundig ohne jede Abstimmung mit seinem Verteidigungs- oder Außenminister. Letzterer nahm eine erkennbar andere Position ein, rief beide Seiten zum "ruhigen und bedächtigen Dialog" auf - ein diplomatisches Mini-Desaster für die USA. Denn seither sprechen Weißes Haus und State Department nicht dieselbe Sprache. Während sich das Außenministerium zunehmen "verblüfft" über die kompromisslose Haltung der Saudis zeigt, signalisiert ihnen Trump weiter seine Unterstützung.

Auch in diesem Streit ist deshalb die Frage aufgekommen, welche Rolle eigentlich Trumps Geschäftsinteressen bei seinen außenpolitischen Entscheidungen spielen. Tatsächlich hat er mehr als zwei Jahrzehnte lang enge Verbindungen nach Saudi-Arabien unterhalten. Der Kauf seines Plaza Hotels in New York durch ein saudisches Konsortium rettete ihn 1995 vor der Pleite. In Dubai, Teil der Vereinigten Arabischen Emirate, betreibt Trumps Unternehmen einen Golfplatz, ein Millionen-Deal; ein zweiter Platz soll 2018 eröffnet werden.

Im boomenden Katar hingegen kamen geplante Geschäfte trotz mehrerer Versuche Trumps und seiner Tochter nie zustande. Clayton Swisher, ein amerikanischer Journalist in Diensten des katarischen Fernsehsenders Al Jazeera, zieht eindeutige Schlüsse aus dieser Konstellation: "Als Geschäftsleute hier vor fünf oder zehn Jahren einen New Yorker Immobilien-Mogul und Reality-Show-Moderator abblitzen ließen, der sich nach Investitionsmöglichkeiten umschaute, hätte sich da einer vorstellen können, dass sie damit die Sicherheit ihrer Landes aufs Spiel setzten?"

© SZ vom 24.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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