USA:Bauchgefühle

Jeder Präsident braucht Berater, die mal widersprechen. Nicht so Trump.

Von Hubert Wetzel

Unter den Sätzen, die ein US-Präsident gelegentlich von seinen Beratern hören sollte, ist dieser einer der wichtigsten: "Mr. President, ich bin anderer Meinung." Dem mächtigsten Mann der Welt zu sagen, dass er sich irrt und eine falsche Entscheidung trifft, erfordert Mut. Es erfordert aber auch beim Präsidenten die Bereitschaft, sich Widerspruch anzuhören und ernst zu nehmen.

Das gilt besonders für Donald Trump. Er interessiert sich nicht sehr für die Details von Politik, und er weiß auch nicht viel darüber. Das muss keine Schande sein, schließlich war er sein Leben lang Geschäftsmann. Umso wichtiger wäre aber, dass Trump auf Leute hört, die nachweislich etwas von Wirtschafts-, Innen- oder Außenpolitik verstehen. Er muss ihnen ja nicht immer folgen. Aber er sollte Berater um sich haben, die fähig sind und denen er erlaubt zu sagen: "Mr. President, ich bin anderer Meinung."

Die jüngsten Personalwechsel in der US-Regierung zeigen, dass Trump solche Leute nicht um sich haben will. Der Präsident mag es, wenn seine Mitarbeiter untereinander streiten. Aber er hasst es, wenn sie ihm widersprechen. Wissen und Erfahrung zählen für ihn nicht; wichtig ist ihm, dass seine Leute loyal sind und im Fernsehen gut aussehen. Wenn Trump Mitarbeiter heuert und feuert, dann hat das wenig mit bestimmten politischen Zielen oder einer durchdachten Strategie zu tun. Er bestätigt damit lediglich, dass nur noch eins zählt: das Bauchgefühl des Präsident, sein Instinkt, seine Laune. Die Vereinigten Staaten von Amerika? That's me!

© SZ vom 17.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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