US-Studie:500.000 Tote durch Irak-Krieg

US-Studie: Irak: Ein Mann läuft in Falludscha über ein Fußballfeld, das zu einem Friedhof umfunktioniert wurde. Aufnahme von 2004.

Irak: Ein Mann läuft in Falludscha über ein Fußballfeld, das zu einem Friedhof umfunktioniert wurde. Aufnahme von 2004.

(Foto: AFP)

Die ersten Bomben fielen 2003, acht Jahre später zogen sich die amerikanischen Soldaten aus dem Irak zurück. Einer US-Studie zufolge starben während des Irak-Krieges und der anschließenden Besatzung eine halbe Million Iraker. Und das ist eine "niedrige Schätzung".

Im März 2003 fielen die ersten Bomben, nur sechs Wochen später verkündete US-Präsident George W. Bush voreilig "mission accomplished" - Mission erfüllt. Doch der Krieg im Irak zog sich für die USA und ihre Mitstreiter über mehr als acht Jahre hin. Nicht nur Kritiker sprachen schnell von einem "neuen Vietnam", einem Krieg, den die USA nur verlieren konnten. Fast 5000 Soldaten der westlichen "Koalition der Willigen" starben im Laufe des Konflikts.

Wie viele Iraker in der Zeit der US-Besatzung starben, ist dagegen bis heute umstritten. Schätzungen reichen von 100.000 Toten bis hin zu mehr als einer Million Opfer zwischen 2003 und dem Abzug der US-Kampftruppen 2011. Eine neue Studie präzisiert nun das Bild.

Forscher aus den USA legen sich in der Studie "Der Irak-Krieg 2003 und vermeidbare menschliche Opfer" auf etwa 500.000 Menschen fest, die an den Folgen des Krieges gestorben sind. "Wir schätzen, dass der Krieg etwa eine halbe Million Menschen das Leben gekostet hat. Und das ist eine niedrige Schätzung", sagte die Gesundheitsexpertin Amy Hagopian von der Washington University in Seattle, die die Studie leitete.

Forscher befragten 2000 irakische Haushalte

Die meisten Toten können demnach auf direkte Gewalteinwirkung wie Schüsse und Bombenangriffe zurückgeführt werden. Etwa ein Drittel der Opfer sei dagegen an indirekten Folgen gestorben, heißt es in der Untersuchung. Zu den indirekten, aber mit dem Krieg zusammenhängenden Ursachen gehören demnach stressbedingte Krankheiten wie Herzinfarkte und der Zusammenbruch der Infrastruktur für Trinkwasser, Ernährung, Verkehr und Gesundheit.

Die Forscher von der Washington University, der Johns Hopkins University und der Simon Fraser University befragten 2000 repräsentativ ausgewählte Haushalte im Irak zu Geburt und Tod ihrer Angehörigen. Dabei kamen sie auf eine geschätzte Zahl von 405.000 irakischen Bürgern, die bis Mitte 2011 direkt oder indirekt durch Kriegshandlungen getötet wurden. Hinzu kamen 55.805 Iraker, die im Exil starben. Die Studie wurde am 15. Oktober im Fachjournal PLOS Medicine veröffentlicht.

Auch nach dem Ende der US-Besatzung wird der Irak von Unruhen erschüttert. Etwa 5000 Iraker sollen Schätzungen zufolge allein in diesem Jahr bei Bombenanschlägen und Schießereien gestorben sein.

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