US-Geheimdienste:Trump glaubt erst Putin, und dann doch FBI und CIA

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Der US-Präsident gibt nun an, in der Russland-Affäre zu den Erkenntnissen seiner Geheimdienste zu stehen.

Von Sacha Batthyany, Washington

US-Präsident Donald Trump hat in der Russland-Affäre erneut seine Position gewechselt. Am Sonntag sagte er bei einer Pressekonferenz in der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi, er stehe zu den Erkenntnissen von FBI und CIA, wonach sich Russland mittels Cyberattacken in die amerikanischen Präsidentschaftswahlen eingemischt habe.

Einen Tag zuvor klang das noch anders. Vor amerikanischen Journalisten sagte Trump am Samstag noch, er habe Präsident Wladimir Putin am Rande des Asien-Pazifik-Gipfels in Da Nang auf die Russland-Affäre angesprochen: "Jedes Mal, wenn er mich sieht, sagt er ,Ich habe das nicht gemacht', und ich glaube ihm wirklich, wenn er das sagt; er meint das so", sagte der US-Präsident an Bord der Air Force One. "Ich glaube, dass er deswegen sehr beleidigt ist, was für unser Land keine gute Sache ist", fuhr Trump fort, der die Einmischung Russlands in die US-Wahlen seit Monaten kleinzureden versucht. Trump hatte lange bestritten, dass Moskau hinter den Hackerangriffen stehe. Mittlerweile hat er seine Meinung zwar geändert, fügt aber meist hinzu, es könnten auch noch andere Länder gewesen sein.

Trumps Worte vom Samstag versetzten Washington in Aufregung. Der US-Präsident vertraue Putins Aussagen mehr als den Berichten seiner Geheimdienste, hieß es in ersten Medienberichten. Der Demokrat Mark Warner, stellvertretender Vorsitzender des Geheimdienstausschusses des US-Senats, sagte, der Vorgang mache ihn "komplett sprachlos". Der republikanische Senator John McCain schrieb: "Wenn man einem KGB-Offizier mehr glaubt als den amerikanischen Geheimdiensten, hat das nichts mit ,America first' zu tun."

Selbst die CIA reagierte auf Trumps Aussagen. Der neue Direktor, Mike Pompeo, hielt in einer Stellungnahme fest, dass sich an den Erkenntnissen vom Januar 2017 nichts verändert habe. Anfang des Jahres waren die amerikanischen Geheimdienste zu dem Schluss gekommen, Putin habe 2016 "eine Kampagne zur Beeinflussung der US-Präsidentschaftswahlen angeordnet".

Trump sah sich daraufhin am Sonntag in Hanoi, der vorletzten Station seiner Asienreise, gezwungen, seine Aussagen vom Vortag zu relativieren, verstrickte sich dabei aber in Widersprüche. Natürlich stehe er hinter seinen Geheimdiensten, sagte Trump. Putins Worte solle man nicht wörtlich nehmen, fuhr er fort, er halte den russischen Präsidenten aber für glaubwürdig. "Ich glaube, dass er es so empfindet, dass er und Russland sich nicht in die Wahlen eingemischt haben."

Der Kreml ließ verlauten, Putin und Trump hätten gar nicht über die Russland-Affäre gesprochen. "Das Thema kam nie auf", hieß es aus Moskau. "Nun ist alles durcheinander, wie zu Zeiten des Kalten Krieges", sagte der US-Journalist Ryan Lizza auf CNN. "Man weiß gar nicht mehr, wer lügt und wer die Wahrheit sagt, das Weiße Haus oder der Kreml?" Sicher sei nur eines, sagte Lizza: Der KGB-Mann Putin sei für Trump einfach "zu gerissen".

© SZ vom 13.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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