Charles Taylor:Endgültige Abrechnung mit dem Warlord

Charles Taylor war einer der brutalsten Warlords Afrikas. Als Präsident Liberias zog er die Fäden in mehreren blutigen Bürgerkriegen, setzte Kindersoldaten ein und ließ sich mit Blutdiamanten bezahlen. Das UN-Sondertribunal für Sierra Leone hat den Despoten 2012 zu 50 Jahren Haft verurteilt. Taylor ging in Berufung - ohne Erfolg. Die Berufungskammer blieb bei dem Strafmaß von 50 Jahren.

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Charles Taylor war einer der brutalsten Warlords Afrikas. Als Präsident Liberias zog er die Fäden in mehreren blutigen Bürgerkriegen, setzte Kindersoldaten ein und ließ sich mit Blutdiamanten bezahlen. Das UN-Sondertribunal für Sierra Leone hat den Despoten 2012 zu 50 Jahren Haft verurteilt. Taylor ging in Berufung - ohne Erfolg. Die Berufungskammer blieb bei dem Strafmaß von 50 Jahren. Das Sondertribunal für Sierra Leone in Den Haag hat den liberianischen Ex-Diktator Charles Taylor erneut für schuldig befunden: Der 65-Jährige wurde von der Berufungsinstanz zu 50 Jahren Haft verurteilt. Taylor soll im Nachbarland Sierra Leone Rebellen unterstützt und zu Verbrechen angestiftet haben. Bereits 2012, in erster Instanz, hatte der Ex-Diktator eine Haftstrafe von 50 Jahren erhalten. Sowohl Taylors Verteidiger als auch die Staatsanwaltschaft hatten das Urteil angefochten - aus gegensätzlichen Gründen: Die Staatsanwälte forderten 80 statt 50 Jahre, der Verteidiger plädierte auf Freispruch. Das Verfahren gegn Taylor hat historische Bedeutung: Er ist das erste Ex-Staatsoberhaupt seit den Nürnberger Prozessen, das von einem internationalen Gericht bestraft wird.

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Er gilt als einer der brutalsten Warlords Afrikas. Von 1997 bis 2003 war der heute 64-jährige Charles Taylor der 22. Präsident von Liberia. Als Rebellenführer, Kriegsherr und späterer Staatschef sorgte Taylor nicht nur in seiner Heimat für unsägliches Leid, er unterstützte auch die für ihre Grausamkeit bekannten Rebellen im Nachbarland Sierra Leone.

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Konkret wurden Charles Taylor folgende Verbrechen vorgeworfen: • Kriegsverbrechen: Terrorisieren von Zivilisten, Mord, Verstöße gegen die Menschenwürde, grausame Behandlung und Plünderei. • Verbrechen gegen die Menschlichkeit: Mord, Vergewaltigung, Sexualsklaverei, Verstümmelung, körperliche Züchtigung, Versklavung • Verletzung des internationalen Menschenrechts: das Rekrutieren und Ausnutzen von Kindersoldaten. Taylor selbst sagte auch in dem Prozess aus. Er plädierte in allen Anklagepunkten auf unschuldig. Die Anklage bezog sich ausschließlich auf im westafrikanischen Sierra Leone begangene Verbrechen zwischen 1996 und 2002. In dieser Zeit soll Taylor die Revolutionary United Front (RUF) in Sierra Leone und das Armed Forces Revolutionary Council (AFRC) unterstützt und Kontakte zu den Anführern gehabt haben. Außerdem soll er die liberianischen Truppen angeführt haben, die an der Seite der sierra-leonischen Rebellen kämpften.

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Der Prozess erregte großes internationales Aufsehen. Die Anklage ließ 94 Zeugen aufmarschieren, darunter auch Prominente wie den ehemaligen Präsidenten Südafrikas, Nelson Mandela. Model Naomi Campbell wurde befragt, weil sie bei einer Party in Südafrika im September 1997 ein Geschenk von Charles Taylor erhalten hatte. Sie gab an, dass ihr ein Beutel mit Edelsteinen übergeben worden sei, sie aber erst am nächsten Tag erfahren habe, dass die Diamanten von Taylor stammten. Die Anklage versuchte, mit Hilfe von Campbells Aussage einen Zusammenhang zwischen dem Ex-Präsidenten und der Rebellengruppe RUF herzustellen. Für die sogenannten "Blutdiamanten" soll er die Rebellen im Gegenzug mit Waffen versorgt haben.

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Schauspielerin Mia Farrow musste ebenfalls aussagen, auch sie war bei der illustren Party in Südafrika gewesen. Die Verhandlung war im März 2011 zu Ende gegangen, seitdem haben die Richter etwa 50.000 Seiten Zeugenaussagen gelesen und 1520 Beweisstücke bewertet.

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Kann mit dem Urteil endlich ein Schlussstrich gezogen werden? Ein Schlussstrich unter Mord, Vergewaltigung, Rekrutierung von Kindersoldaten? Unter ein Jahrzehnt blutigen Bürgerkrieg? Ein Rückblick: Von 1989 an war Taylor Anführer der Patriotischen Front von Liberia (NPFL), einer Rebellengruppe, die den amtierenden Samuel K. Doe stürzen wollte. Taylor hatte zuvor in der neuen Regierung Does gearbeitet, musste aber in die USA flüchten, als ihm die Veruntreuung von einer Million Dollar vorgeworfen wurde. Dort wurde er 1984 festgenommen und inhaftiert, soll aber dann 1985 aus einem Gefängnis in Massachusetts geflohen sein. Anschließend begann er seine militärische Macht auszubauen, suchte sich mächtige Freunde, unter anderem den libyschen Machthaber Muammar al-Gaddafi - und startete 1989 eine blutige Rebellion.

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Auf die Revolution folgten Wahlen. Tausende Menschen strömten am 18. Juli 1997 ins Gainsville Stadium in der liberianischen Hauptstadt Monrovia. Es war der letzte Tag der Wahlkampagne Taylors. Bei der Abstimmung am nächsten Tag bekommt Taylor 75 Prozent der Stimmen. Die Entscheidung markierte das Ende eines sieben Jahre andauernden Bürgerkriegs - doch gleichzeitig den Anfang der Schreckensherrschaft Taylors.

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Denn die Hoffnung der Liberianer auf Frieden wurde auch nach der Wahl enttäuscht. Taylor war bekannt für seine Gier nach Macht und Reichtum. Der Mann, dessen Vermögen auf mehr als drei Milliarden US-Dollar geschätzt wurde, begnügte sich nicht mit der Ausbeutung seines eigenen Landes. Kaum an der Macht, schürte Taylor nicht nur den Konflikt in Liberia, sondern auch im Nachbarland Sierra Leone. Dort kontrollierte er die RUF-Rebellen, die ihn mit Diamanten versorgten. Das Bild zeigt Rebellen-Kämpfer in Sierra Leone an der Frontlinie.

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Während Taylor die Rebellen in Sierra Leone unterstützte, entstand im eigenen Land eine Rebellion gegen ihn, den Despoten. Im Jahr 2000 hatten die Rebellen der Vereinten Liberianer für Versöhnung und Demokratie (LURD) den größten Teil des Landes unter ihre Herrschaft gebracht und rückten auf die Hauptstadt vor. Taylor ließ Monrovia auch von Kindersoldaten gegen die Rebellen verteidigen. Hier richtet einer von ihnen seine Waffe auf einen Fotografen in den Straßen der Hauptstadt.

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Ein erbitterter Kampf um die Hauptstadt entbrannte. Die Belagerung Monrovias (das Foto zeigt einen Kindersoldaten mit Waffe) kostete mehr als 1000 Zivilisten das Leben und stürzte viele der 1,3 Millionen Einwohner in Armut. Am 19. September 2003 entsandte die UN eine Friedenstruppe nach Liberia, die ein Waffenstillstandsabkommen zwischen der liberianischen Regierung und den Rebellengruppen überwachen sollte. Nach Einschätzung der UN waren 2003 noch rund 45.000 meist jugendliche Kämpfer unter Waffen. Das Mandat für die "United Nations Mission in Liberia" umfasste 15.000 Soldaten und 1000 Polizisten und war damit der bisher größte Einsatz von Blauhelmen der Vereinten Nationen weltweit.

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Im Dezember 2003 starteten die Vereinten Nationen eine Entwaffnungskampagne, die vor allem jungen Kämpfern eine Möglichkeit bot, ihre Waffen gegen Schulbücher einzutauschen, eine Ausbildung zu erhalten und psychologische Betreuung zu bekommen. Dennoch gingen die Gefechte unvermindert weiter, viele Menschen mussten flüchten. Hier schiebt ein Mann seine Familie in einer Schubkarre durch Monrovia.

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Im Juni 2003 flohen die Einwohner Monrovias mit allem, was sie tragen oder schieben konnten aus der Stadt. Die Rebellen hatten Taylor ein Ultimatum gestellt. Der Präsident wollte jedoch nicht aufgeben: Lieber sterbe er, als dass er sich ergebe, verkündete Taylor im Radio.

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Die Rebellen standen vor der Hauptstadt, doch Charles Taylor hielt an seinen geliebten großen Auftritten fest. Am Unabhängigkeitstag, dem 26. Juli 2003, sprach er im gefüllten Samuel K. Doe Stadium in Monrovia. Zu diesem Zeitpunkt dauerten die Kämpfe um die Hauptstadt bereits seit mehreren Tagen an. Der Rest des Landes war schon weitgehend in der Hand der LURD-Rebellen. Ende Juli 2003 kontrollierten die regierungstreuen Truppen höchstens noch ein Viertel des Landes. Der internationale Druck auf Taylor wuchs. Die Macht des Despoten war gebrochen. Immer wieder versprach Taylor, er würde zurücktreten. Doch erst am 12. August war es tatsächlich so weit.

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Frauen sangen und tanzten im August 2003 vor dem Haus Taylors in Monrovia - zum Abschied. Eine letzte Inszenierung des Despoten. Kurz zuvor hatte Taylor den Weg für ein Abkommen frei gemacht, das den seit 14 Jahren andauernden Bürgerkrieg in Liberia beenden sollte. Der Präsident ging ins Exil nach Nigeria. Als er das Land allerdings knapp drei Jahre später verließ, wurde er am 29. März 2006 im Grenzgebiet zu Kamerun festgenommen und in Sierra Leone inhaftiert. Der Prozess vor dem Sondertribunal wurde aus Sicherheitsgründen von dort nach Den Haag verlegt.

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(Foto: AFP)

Zurück ließ der einstige Warlord ein Land in Trümmern. Die Opfer des jahrelangen Bürgerkriegs müssen mit den Folgen der Gewalt leben. Im Bild: Maxwell Fornah (Mitte), der Kapitän des sierra-leonischen Fußballteams für Kriegsamputierte, spielt mit anderen behinderten Fußballern am Strand von Freetown, der Hauptstadt Sierra Leones. 14 Jahre hatte der Bürgerkrieg gedauert, mehr als 200.000 Menschen sind ums Leben gekommen. Mit Taylor ist zum ersten Mal ein afrikanisches Staatsoberhaupt vor einem internationalen Gericht zur Verantwortung gezogen worden.

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