Unglück:Russisches Flugzeug brach in der Luft auseinander

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Nach dem Absturz in Ägypten rätseln Ermittler über die Ursache der Katastrophe. Ein terroristischer Anschlag ist nicht auszuschließen, denkbar ist aber auch ein technischer Defekt.

Die in Ägypten abgestürzte russische Passagiermaschine, in der 224 Menschen saßen, ist nach Einschätzung russischer Ermittler schon in der Luft auseinandergebrochen. Die Trümmer des Airbus 321 seien anschließend über ein großes Gebiet von etwa 20 Quadratkilometern verstreut worden, sagte Viktor Sorotschenko vom russischen Zwischenstaatlichen Luftfahrtkomitee (MAK) am Sonntag in Kairo. Es sei aber noch "zu früh, um daraus Schlüsse zu ziehen", sagte er nach Berichten russischer Nachrichtenagenturen.

Sorotschenko gehört zu einem internationalen Ermittlerteam in der ägyptischen Hauptstadt, das den Absturz der russischen Maschine untersucht. Unter den Ermittlern sind auch Experten aus Ägypten sowie Airbus-Fachleute aus Frankreich und Deutschland. Die sibirische Maschine war am frühen Samstag vom ägyptischen Badeort Scharm el-Scheich am Roten Meer nach St. Petersburg gestartet. 23 Minuten nach dem Start der Chartermaschine brach der Kontakt über der Sinai-Halbinsel ab. Das Flugzeug gehört der russischen Fluggesellschaft Kogalymavia, die unter dem Namen Metrojet fliegt. Die Wrackteile wurden etwa hundert Kilometer südlich der Stadt Al-Arisch im bergigen Nordsinai gefunden. Nach Behördenangaben hat niemand überlebt. Die meisten Passagiere waren russische Urlauber. Ägypten ist für Russen eines der beliebtesten Ferienländer.

Sowohl Kairo und Moskau als auch Fachleute bezweifelten, dass die Terrormiliz Islamischer Staat (IS), die sich zu dem Absturz bekannt hatte, tatsächlich hinter der Katastrophe stecken könnte. Dass Flugzeuge in großer Höhe auseinanderbrechen, ohne dass dafür eine Bombe oder Rakete verantwortlich war, ist zwar extrem selten, aber nicht auszuschließen. In den letzten Jahrzehnten hat es einige wenige solcher Fälle gegeben. So brach 2002 der Rumpf einer Boeing der China Airlines in großer Höhe auseinander. Die Untersuchungen ergaben, dass die Maschine 22 Jahre zuvor bei einer Landung in Hongkong mit dem Rumpf heftig gegen den Boden geprallt war und die Reparaturen offenbar nicht fachgerecht ausgeführt worden waren.

Denkbar ist auch, dass das Flugzeug extremen aerodynamischen Belastungen nicht mehr standgehalten hat. Diese können entstehen, wenn die Piloten die Kontrolle über die Maschine verloren haben. In Branchenkreisen wird auch über ein mögliches Versagen der Steuerflächen spekuliert, durch das die Maschine nicht mehr kontrollierbar war.

Ob die Maschine der Metrojet vorgeschädigt war durch unsachgemäße Wartung, wird nach den internationalen Standardverfahren untersucht. Dabei werden unter anderem die Wartungsdokumente analysiert. Ob tatsächlich eine Bombe oder eine Rakete eine Rolle spielte, müsste sich aber anhand der Verformungen der Wrackteile schnell feststellen lassen, sobald die ägyptischen, russischen und europäischen Experten ihre Suche nach der Ursache beginnen. Gemäß der internationalen Zivilluftfahrtbehörde ICAO muss Ägypten innerhalb von 30 Tagen einen ersten Zwischenbericht vorlegen.

© SZ vom 02.11.2015 / JFL, SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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