Ungarn:Kamerafrau nach Angriff auf Flüchtlinge entlassen

Eine ungarische Fernsehreporterin ist entlassen worden, nachdem sie dabei gefilmt worden war, wie sie Flüchtlinge körperlich angriff. Ihr Chef nannte ihr Verhalten "inakzeptabel".

Eine ungarische Fernsehreporterin ist wegen eines tätlichen Angriffs auf Flüchtlinge an der ungarisch-serbischen Grenze von ihrem Sender entlassen worden. Das sagte Chefredakteur Szabolcs Kisberk am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Zuvor hatten im Internet veröffentlichte Videos von dem Angriff weit über Ungarn hinaus Empörung ausgelöst. Darauf ist zu sehen, wie die Kamerafrau einem Flüchtling ein Bein stellt, der mit einem Kind im Arm über ein Feld läuft - zusammen mit anderen Migranten. Anschließend ist zu sehen, wie der Mann samt Kind zu Boden fällt. Ein weiterer Ausschnitt zeigt, wie dieselbe Kamerafrau einer laufenden Flüchtlingsfrau gegen das Schienbein tritt. Die Bilder wurden von dem Internetfernsehsender N1TV verbreitet, der der rechtsextremen ungarischen Jobbik-Partei nahesteht.

N1TV-Chefredakteur Szabolcs Kisberk sagte, die Kamerafrau sei 20 Minuten nach Veröffentlichung der Bilder entlassen worden. Ihr Verhalten sei "inakzeptabel". Gewalt gegen Menschen dürfe nicht toleriert werden, "auch wenn es sich um Flüchtlinge handelt". Seiner Meinung nach gibt es "viele Wirtschaftsflüchtlinge" unter jenen, die jetzt nach Ungarn kommen, doch erkenne er an, dass auch viele vor den Kriegen in ihrer Heimat fliehen, sagte Chefredakteur Kisberk weiter.

Eine Kamerafrau des ungarischen Senders N1TV stellt einem Flüchtling, der ein Kind auf dem Arm trägt, ein Bein. (Foto: dpa)
© SZ vom 10.09.2015 / dpa, AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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