Umweltschutz:Öko? Ja bitte, aber nicht jetzt

Eine Studie der Umweltministerin führt zu eigenartigen Ergebnissen.

Von Joachim Käppner

Könnten Sie sich vorstellen, für eine radikale Protestpartei zu stimmen, für den Brexit, für Donald Trump? Bei Umfragen verneinen viele Bürger schamhaft, dass sie sich derlei in Wahrheit sehr gut vorstellen können. Deswegen sind Demoskopen und Experten dann überrascht, wenn plötzlich die ausländerfeindliche Partei bei den Wahlen gut abschneidet, die Mehrheit der Briten den Brexit will oder der Amerikaner den Präsidenten Donald Trump.

Zu den seltsamsten Eigenheiten etlicher Wut- und Protestmenschen gehört es, sich nach außen vornehmer zu geben, als sie sind. Die Studie, welche die Umweltministerin soeben über das Ökobewusstsein der Deutschen vorgestellt hat, lässt ahnen, dass auch der ganz normale Nichtwutbürger vor Scheinheiligkeit nicht gefeit ist. Demnach fänden 91 Prozent der Befragten das Leben besser ohne Autos, mehr als die Hälfte würde den eigenen Wagen stehen lassen, wenn nur ..

. Wenn nur was? Wenn der öffentliche Nahverkehr besser wäre, mehr Geld in Bus und Bahn investiert würde, statt in die Straße? Das sind sinnvolle Forderungen, ohne jeden Zweifel. Aber wer sagt schon offen: Ja, ich bin für die Umwelt, aber morgens ist es mit dem Wagen einfach bequemer? Ja, eine Welt ohne Autos wäre herrlich, aber bitte erst nach meiner Zeit? Es gibt etwas, was dem Klima und der Umwelt sofort helfen würde: nicht nur richtig zu denken, sondern auch zu handeln.

© SZ vom 13.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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