Ukraine-Krise:Frankreich stoppt Kriegsschiff-Deal mit Russland

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Wird vorerst nicht ausgeliefert: Der Hubschrauberträger Wladiwostok, hier im Hafen von Saint-Nazaire (Foto: AFP)

Kein "Mistral" für Moskau: Die französische Regierung setzt die für Oktober geplante Überführung eines Hubschrauberträgers an Russland aus - wegen des Ukraine-Konflikts. Von der Nato gibt es Lob.

  • Frankreichs Präsident Francois Hollande stoppt die Auslieferung des für Russland gebauten Hubschrauberträgers der Mistral-Klasse.
  • Grund für die Entscheidung ist die Krise in der Ukraine. Die Bedingungen für den Deal seien derzeit nicht gegeben.
  • Zuvor hatte Hollande trotz heftiger Kritik an der Auslieferung festgehalten.

Kein Mistral für Moskau - Lob von der Nato

Frankreich hat die für Oktober geplante Lieferung eines Kriegsschiffs an Russland mit Hinweis auf den Ukraine-Konflikt ausgesetzt. Die Bedingungen für den Deal seien aktuell nicht gegeben, teilte der Élysée-Palast nach einer Sitzung des Verteidigungsrates mit. Dies habe Staatsoberhaupt Francois Hollande trotz der Aussicht auf eine Feuerpause entschieden, die allerdings bislang weder bestätigt noch ausgerufen worden sei.

Die Entscheidung der französischen Regierung wird in der Nato gelobt. "Viele Verbündete werden das für einen guten Beschluss halten", sagt ein hochrangiger Nato-Diplomat vor dem Gipfeltreffen der Militärallianz in Newport, das am Donnerstag beginnt.

Moskau zeigt sich enttäuscht

Russland reagierte mit Enttäuschung auf die Entscheidung Frankreichs. "Paris riskiert seinen Ruf als sicherer Lieferant", sagte Vizeregierungschef Dmitri Rogosin am Mittwoch in Moskau. Solche Entscheidungen würden die Ukraine-Krise nur weiter verschärfen. Russlands Vize-Verteidigungsminister Juri Borrissow sprach von einem "unangenehmen Schritt", der die Spannungen verstärke. Es handele sich zwar um "keine besondere Tragödie", Russland behalte sich aber vor, von Frankreich die im Vertrag genannte Ersatzzahlung zu fordern, sagte er der Agentur Itar-Tass.

Wie Frankreich den Deal lange gerechtfertigt hatte

Hollande hatte noch vor wenigen Wochen auf der geplanten Lieferung des ersten von zwei Mistral-Kriegsschiffen beharrt. "Die Russen haben bezahlt; wir müssten 1,1 Milliarden Euro zurückzahlen", wenn das Schiff nicht geliefert würde, sagte er damals. Im Sommer wurden bereits russische Marinesoldaten in Frankreich auf dem Hubschrauberträger trainiert.

Frankreich hatte im Jahr 2011 mit Russland den Vertrag zur Lieferung der zwei Mistral abgeschlossen. Aufgrund der Eskalation der Lage in der Ukraine war jedoch in den vergangenen Monaten der Druck auf Paris immens gewachsen, die schon zuvor umstrittene Lieferung zu stoppen. Neben den USA und Großbritannien hatten auch osteuropäische Nato-Partner das Geschäft offen kritisiert.

Mistral-Schiffe eignen sich für Landeoperationen

Die Mistral sind die größten französischen Kriegsschiffe nach dem Flugzeugträger Charles de Gaulle. Sie können 16 Hubschrauber, 13 Panzer, etwa hundert Fahrzeuge und 450 Soldaten zu einem Einsatzort bringen. Nachbarländer Russlands, darunter die baltischen Staaten, fürchten, dass Russland die Schiffe für Landeoperationen einsetzen könnte.

Auf den Schiffen können auch eine Krankenstation und ein 800 Quadratmeter großes Stabsquartier mit 200 Arbeitsplätzen eingerichtet werden. Die 199 Meter langen Wassergefährte haben bei einer Geschwindigkeit von 15 Knoten (etwa 28 Stundenkilometer) eine Reichweite von rund 11 000 Seemeilen (rund 20 400 Kilometern).

© SZ.de/AFP/Reuters/odg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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