Türkei:Türkei startet Offensive gegen IS

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Als Reaktion auf den Anschlag in Istanbul hat die türkische Armee nach eigenen Angaben 200 Kämpfer in Syrien und im Irak getötet. Deutschland will im Anti-Terror-Kampf enger mit Ankara kooperieren.

Von Mike Szymanski, Istanbul

Die Türkei übt Vergeltung für den Terroranschlag auf eine deutsche Reisegruppe im Altstadtviertel von Istanbul. Nach Angaben von Premierminister Ahmet Davutoğlu hat die türkische Armee zahlreiche Stellungen der Terrororganisation Islamischer Staat im Grenzgebiet zum Irak und zu Syrien angegriffen. Als Reaktion auf das "feige Attentat von Istanbul" hätte das Militär in den vergangenen 48 Stunden etwa 200 IS-Kämpfer getötet; Panzer und Artillerie hätten fast 500 Schüsse abgefeuert, sagte Davutoğlu in Ankara.

Zwei Tage zuvor hatte sich in Istanbul ein Selbstmordattentäter inmitten einer Reisegruppe auf dem Sultanahmet-Platz in die Luft gesprengt und zehn deutsche Urlauber mit sich in den Tod gerissen. Wenige Stunden nach der Tat hat Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan den sogenannten Islamischen Staat für das Verbrechen verantwortlich gemacht. Bekannt hat sich der IS zu der Tat nicht. Deutschland und die Türkei hatten bei einem Besuch von Innenminister Thomas de Maizière am Mittwoch in Istanbul vereinbart, künftig enger beim Anti-Terror-Kampf zu kooperieren.

Davutoğlu erklärte: "Von nun an wird jede Bedrohung, die sich gegen die Türkei und gegen ihre Gäste richtet, bestraft." Der Kampf gegen den IS werde "entschlossen" fortgesetzt, bis sich die Terrormiliz aus der Türkei zurückgezogen habe. 69 mutmaßliche IS-Anhänger haben die Sicherheitskräfte seit dem Anschlag von Istanbul bei Razzien in mehreren großen Städten festgenommen. Allein 22 davon in der südtürkischen Stadt Şanlıurfa.

Für Istanbul hat Davutoğlu erhöhte Sicherheitsvorkehrungen angeordnet. Öffentliche Plätze sollen stärker von der Polizei kontrolliert, die Überwachung mit Kameras soll ausgebaut werden. Der türkische Innenminister Efkan Ala hat bei seinem Treffen mit de Maizière versichert, alles zum Schutz der türkischen Bürger und der Gäste des Landes zu unternehmen. De Maizière hatte am Mittwoch erklärt, es gebe keinen Grund, von Reisen in die Türkei abzusehen. Es gäbe keine Hinweise darauf, dass der Anschlag gezielt Deutsche treffen sollte.

Kanzleramtschef Peter Altmaier traf am Donnerstag in Ankara mit Davutoğlu zusammen. Bei dem schon länger angesetzten Termin sollten Regierungskonsultationen beider Länder in der kommenden Woche vorbereitet werden. Nach dem Anschlag von Istanbul geht es auch um den Anti-Terror-Kampf.

Der türkische Innenminister Ala gab am Donnerstag bekannt, dass es im Zuge der Ermittlungen zum Selbstmordanschlag zwei weitere Festnahmen gegeben hat. Damit erhöht sich die Anzahl der Verdächtigen auf sieben. Der Attentäter, Nabil Fadli, hatte sich am 5. Januar in Begleitung von vier weiteren Personen in Istanbul als syrischer Flüchtling registrieren lassen. Die türkische Zeitung Milliyet berichtete am Donnerstag, dass die Polizei ihre Einheiten bereits Ende Dezember darüber informiert habe, dass etwa 40 IS-Kämpfer versuchten, in Fünfergruppen ins Land zu kommen und Anschläge zu verüben.

© SZ vom 15.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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