Türkei:Sicher im Exil

Der Schriftsteller Akhanlı wird nicht ausgeliefert. Gut so.

Von Luisa Seeling

Doğan Akhanlı darf nach Hause zurückkehren, nach Köln, wo er seit vielen Jahren lebt. Die spanische Justiz hat entschieden, den deutschen Schriftsteller nicht an die Türkei auszuliefern. Das ist eine gute Nachricht für den 60-Jährigen, dessen unfreiwilliges Spanien-Abenteuer nun wohl doch noch ein gutes Ende findet. Vor allem ist es eine beruhigende Nachricht für all jene, die aus politischen Gründen ins Visier der türkischen Staatsmacht geraten sind und darauf vertrauen, im Ausland vor Verfolgung sicher zu sein.

Der Beschluss der spanischen Justiz kam nicht ganz überraschend; sie hat sich zuvor schon geweigert, den schwedisch-türkischen Journalisten Hamza Yalçın an die Türkei auszuliefern, der unter ähnlichen Umständen gestrandet war. Die Behörden in Ankara haben versucht, eine im Prinzip sinnvolle Einrichtung - die Möglichkeit der Verfolgung von Straftätern über Grenzen hinweg - zu missbrauchen. Spanien hat seinen Spielraum genutzt, diesem Treiben einen Riegel vorgeschoben und damit ein wichtiges Signal gesetzt, dass sich ein Rechtsstaat nicht einspannen lassen darf bei der Jagd auf Oppositionelle.

Vor allem hat der Fall Akhanlı ein Schlaglicht auf die Praxis repressiver Regimes geworfen, per Interpol-Fahndung gegen Kritiker im Exil vorzugehen. Der Reformprozess in der Organisation hat begonnen; sie sollte ihn dringend weiterführen, um nicht von Autokraten instrumentalisiert zu werden.

© SZ vom 14.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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