Türkei:Berlin schaltet sich in Interview-Streit ein

Deutschlands Botschafter protestiert in Ankara dagegen, dass ein Interview der Deutschen Welle offenbar konfisziert wurde.

Im Streit um ein offenbar von türkischer Seite konfisziertes Deutsche-Welle-Interview mit dem Sport- und Jugendminister Akif Kiliç hat Michel Friedman, Moderator der Sendung "Conflict Zone", seine Interviewführung verteidigt: "Ein normales Konflikt-Interview" nannte Friedman es am Mittwochmorgen im Deutschlandfunk. Die Unzufriedenheit des Ministers habe sich im Laufe des Gesprächs am Montag gesteigert, insbesondere die Fragen nach den Rechten der Frau hätten Kiliç gestört. "Da verweigerte er sich vollkommen", so Friedman.

Nach dem Interview und dem Beharren Friedmans auf das gesprochene Wort habe das Umfeld des Ministers schließlich Druck auf das türkische Technikteam ausgeübt, bis der Speicher-Chip ausgehändigt worden sei. Die Deutsche Welle verfüge nun über keinerlei Aufzeichnung mehr. Eine Beschlagnahmung hatte Kiliç am Dienstag auf Twitter bestritten. Man habe lediglich gefordert, dem Wunsch nach Autorisierung nachzukommen und das Interview nicht auszustrahlen.

Der deutsche Botschafter in der Türkei, Martin Erdmann, führte am Mittwoch ein nach Angaben des Auswärtigen Amtes "konstruktives" Telefonat mit dem Büroleiter des Ministers, um persönlich zu protestieren. Konkrete Ergebnisse wurden zunächst nicht bekannt. Auch die Bundesregierung und die Journalistenvereinigung Reporter ohne Grenzen unterstützten die Forderung des staatlichen Auslandssenders an die Türkei, den Chip herauszugeben. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte: "Die Pressefreiheit ist für uns ein hohes, nicht zu verhandelndes Gut." Dies gelte im Inland und im Ausland.

© SZ vom 08.09.2016 / sz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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