Thüringen:Sohn vom Lauinger

Der Justizminister hat dem Land kaum geschadet, aber sich selbst.

Von Detlef Esslinger

Skandälchen wachsen sich mitunter auch deshalb zu einem Problem aus, weil ihr Inhalt so leicht zu merken ist. Der Unterschied zur fachlichen Arbeit: Wer behält schon die Einzelheiten des bestimmt sehr ehrenwerten "Landesprogramms Start Deutsch" des Thüringer Justizministeriums? Aber dass der Minister von seinem Dienstapparat im Bildungsministerium angerufen hat, damit sein Sohn doch noch von der 10. in die 11. Klasse versetzt wird - so was hört man einmal und vergisst es nicht.

Amtsinhaber Dieter Lauinger von den Grünen wird die Sache wohl überstehen. Er war ungeschickt, aber er hat nichts Unrechtmäßiges erwirkt. Die Schule hatte ihn und seine Familie ausdrücklich ans Ministerium verwiesen; Lauinger hätte halt als Privatmann anrufen sollen, anstatt via Sekretärin. Aber wer denkt schon stets daran, dass man als Minister über jeden Zweifel erhaben sein sollte, wenn man als Vater geschworen hat, seine Kraft dem Wohle der Familie zu widmen und Schaden von ihr zu wenden?

Was man dem Minister wünschen kann: dass er das Gerede abbekommt, keinesfalls aber sein Sohn. Jeder Schüler möchte als Alexander oder Leon wahrgenommen werden, nicht aber als "Sohn von". Die Opposition erwägt, mit einem Untersuchungsausschuss das Thema am Kochen zu halten. Kennt sie keine wichtigeren Aufgaben, als einem Teenager wegen Pipifax die Jugend zu versauen?

© SZ vom 25.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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