Terrorismus:Zu allem bereit

Die Warnung vor Chemie-Anschlägen ist berechtigt.

Von Hubert Wetzel

Vermutlich gibt es keine Grausamkeit, die der "Islamische Staat" nicht begehen würde, um nur möglichst viel Schrecken zu verbreiten. In Verbindung mit dem Wissen, dass der IS in Syrien bereits Senfgas eingesetzt hat, ist daher die Warnung der französischen Regierung nicht völlig aus der Luft gegriffen, die Terroristen könnten auch in Europa Anschläge mit Chemiewaffen verüben.

Chemische Kampfstoffe sind Terrorwaffen par exellence. Ihr konventioneller militärischer Wert ist zumeist gering, ein Terrorist kann - um es krude auszudrücken - einige Dutzend Menschen leichter und schneller mit einem Sturmgewehr ermorden als mit Chlor, Senfgas oder Sarin. Das konnte man 1995 bei dem großen Sarin-Anschlag auf die U-Bahn in Tokio sehen, bei dem zwölf Menschen starben, nicht Hunderte, wie die Attentäter wohl erwartet hatten.

Doch die psychologische Wirkung einer Chemieattacke übersteigt die eines Angriffs mit Bomben und Gewehren bei Weitem. Das war in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs so, das wäre heute in einer Großstadt nicht anders. Man muss deswegen nicht panisch werden. Niemand weiß, ob der IS noch Chemiewaffen besitzt und in der Lage wäre, in Europa einen Kampfstoff in nennenswerter Konzentration freizusetzen, was technisch recht schwierig ist. Aber die Warnung aus Paris erinnert daran, mit wem der Westen es da zu tun hat.

© SZ vom 20.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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