Terrorismus:Polizei erschießt Islamisten

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Tatort Heerstraße, Berlin-Spandau: Eine Beamtin war bei der Attacke mit einem Messer verletzt worden. (Foto: Julian Stähle/dpa)

In Berlin attackiert ein Mann eine Polizeibeamtin mit einem Messer. Es kommt heraus: Er ist ein vorbestrafter Terrorist.

Von Jan Bielicki und dpa, München

Rafik Y. stand unter Führungsaufsicht. Der 41 Jahre alte Iraker war den Berliner Behörden als Islamist bekannt und verpflichtet, eine elektronische Fußfessel zu tragen. Er wurde durch die Sicherheitsbehörden intensiv betreut. Er war bereits 2004 wegen eines geplanten Mordanschlags zu einer langen Haftstrafe verurteilt worden und lebte seit seiner Freilassung im Jahr 2013 in Berlin. An diesem Donnerstag ist der 41-Jährige in Berlin-Spandau von Polizisten erschossen worden, als er eine Beamtin mit einem Messer attackierte. Die Beamtin wurde lebensgefährlich verletzt.

Am Donnerstagabend war noch unklar, aus welchen Motiven der Iraker bei seinem Angriff auf die Polizistin handelte. "Es gibt einige Anhaltspunkte, die gegen ein geplantes Vorgehen sprechen", sagte Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU): "Bei der Vorgeschichte der getöteten Person kann jedoch eine religiöse Motivation nicht ausgeschlossen werden. Die Ermittlungen laufen in alle Richtungen." Derzeit seien die Hintergründe noch nicht klar. Der erschossene Angreifer sei als Mitglied der Ansar-al-Islam wegen der Beteiligung an einem geplanten Mordanschlag auf den damaligen irakischen Präsidenten Iyad Allawi im Rahmen eines Staatsbesuchs in Berlin am 3. September 2004 zu einer Freiheitsstrafe von acht Jahren verurteilt worden, erklärte der Innensenator am Abend in Berlin.

Am Donnerstagvormittag hatten Passanten die Polizei alarmiert, weil der Mann auf der Heerstraße im Berliner Stadtteil Spandau Menschen mit einem Messer bedrohte. Zunächst war von einem geistig Verwirrten die Rede. Vier Streifenwagen erreichten den Tatort kurz nach dem Alarm, berichtete ein Polizeisprecher. Als die ersten beiden Polizisten ausstiegen und sich dem Mann näherten, habe dieser sie mit dem Messer angegriffen. Daraufhin seien auf den Mann mehrere Schüsse abgegeben worden, hieß es.

Rafik Y. stand unter Führungsaufsicht und sollte eine Fußfessel tragen

Nach Medieninformationen stach der Täter der 44-jährigen Polizistin unterhalb der Schutzweste in den Bauch. Der 30-jährige Kollege der schwer verletzten Frau schoss demzufolge mehrmals auf den Angreifer. Dabei gab es dem Vernehmen nach auch einen Durchschuss, nach dem die Kugel auch noch die Polizistin traf. Der Angreifer starb trotz Wiederbelebungsversuchen in einem Rettungswagen. Die schwer verletzte Polizistin wurde mit einem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus geflogen.

Der erschossene Angreifer gehörte der Berliner Szene radikaler Islamisten an, wie der Berliner Oberstaatsanwalt Dirk Feuerberg bestätigte. 2004 hatte er sich mit zwei anderen Mitgliedern der Terrororganisation Ansar al-Islam verabredet, den damaligen irakischen Ministerpräsidenten zu töten. Er galt dem Vernehmen nach als Chefplaner des Anschlags. Da die Sicherheitsbehörden Telefone und den E-Mail-Verkehr überwacht hatten, wurde das Trio drei Tage vor dem Staatsbesuch verhaftet.

Nach seiner Freilassung im Jahr 2013 wurde Rafik Y. nicht in den Irak abgeschoben, weil ihm dort die Todesstrafe drohte.

Am Donnerstagmorgen hatte er nach Angaben der Staatsanwaltschaft seine Fußfessel entfernt. Der Mann sei zuletzt, wie schon als Angeklagter in seinem Terrorprozesses, "ausgesprochen aggressiv aufgetreten" und habe vor Kurzem in einer Gerichtsverhandlung eine Richterin bedroht. Es sei zu früh zu sagen, ob die Tat terroristisch motiviert war und ein vorbereiteter Anschlag war, sagte Feuerberg. Die Wohnung des Mannes werde durchsucht und auf Hinweise zu terroristischen Plänen überprüft.

© SZ vom 18.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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