Terror in Spanien:Ende einer Flucht

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Am Montag erschießt die Polizei in Katalonien den Mann, der mit einem Kleintransporter am Donnerstag 13 Menschen auf Barcelonas Rambla getötet haben soll.

Von Sebastian Schoepp und Thomas Urban, Madrid/München

Subirats ist ein Dorf in den Hügeln des Penedès bei Barcelona, die bei Weinkennern wohlbekannt sind. Dort tötete die katalanische Polizei am Montag den Mann, der mutmaßlich der Haupttäter des Terroranschlags von Barcelona war, den 22-jährigen Younes Abouyaaqoub. Er gilt als der Täter, der am vergangenen Donnerstag einen weißen Kleintransporter im Zickzack durch die Menschenmassen auf der Rambla gesteuert und 13 Menschen getötet haben soll. Ein Sprengstoffgürtel, den der bei Subirats Erschossene trug, erwies sie als Attrappe. Wie die Polizei mitteilte, wurde sie von einer Dorfbewohnerin informiert, nachdem der Mann sich den Häusern im Ort genähert hatte, und als er angesprochen wurde, in die Weinberge flüchtete.

La Rambla, Barcelona, vier Tage nach dem Attentat: Zwei junge Männer umarmen sich an der Stelle, wo ein Mann 13 Fußgänger überfahren hat. (Foto: Susana Vera/Reuters)

Dort stellte ihn die Polizei. Abouyaaqoub war laut Polizei das letzte flüchtige Mitglied der ein Dutzend Personen umfassenden islamistischen Zelle, die hinter den Anschlägen von Barcelona und in der 120 Kilometer südwestlich gelegenen Küstenstadt Cambrils am Donnerstag stecken soll. Wie erst jetzt bekannt wurde, hat der Marokkaner Abouyaaqoub wohl noch ein 14. Todesopfer auf dem Gewissen. Auf seiner Flucht soll er am Donnerstag einen 34-jährigen Katalanen erstochen haben. Die Polizei rekonstruiert dies so: Nach seiner Todesfahrt von 550 Metern durch die Menge gegen 16.50 Uhr löste der Airbag aus und gleichzeitig wurde die Treibstoffzufuhr zum Motor unterbrochen. Deshalb sprang der Mann aus dem Wagen und floh erst in den Markt Boqueria und dann quer durch das Gassengewirr des Raval bis zum Uni-Viertel. Dort stach er auf den Katalanen ein, der gerade sein Auto parkte. Er warf den Verblutenden auf den Rücksitz, raste die zentrale Straße Diagonal entlang und durchbrach eine Polizeisperre, wobei er eine Polizistin anfuhr. Kurz danach fand die Polizei den Wagen mit der Leiche des Opfers auf dem Rücksitz in Sant Just Desvern, einem Vorort zwischen Barcelona und dem Flughafen Prat. Danach verlor sich seine Spur. Am Montagabend wurde er ganz in der Nähe, in Subirats, gestellt.

Younes Abouyaaquoub, 22, soll am Donnerstag mit einem Lieferwagen 13 Passanten in Barcelona totgefahren haben. Auf der Flucht erstach er wohl noch einen weiteren Menschen. (Foto: dpa)

Auf die Fahndungsliste gesetzt wurde auch der Imam Abdelbaki Es Satty. Er gilt als Kopf der Terrorzelle, die offensichtlich hinter dem Anschlag von Barcelona und der gescheiterten Aktion in Cambrils steht. Allerdings schloss ein Sprecher der Polizei nicht aus, dass der Imam zu den drei Personen gehörte, die beim Bombenbauen in dem Städtchen Alcanar den Tod fanden.

Bekannt gegeben wurde am Montag auch, dass alle 13 Toten der Rambla identifiziert seien. Es handelt sich um sechs Männer, fünf Frauen und zwei Kinder. Vier waren Spanier, drei Italiener, zwei Portugiesen, je ein Opfer kam aus Belgien, den USA, Kanada, Australien. Dazu kommt der erstochene Katalane. Das 15. Opfer ist eine Frau in Cambrils. Sie wurde von dem Audi überfahren, in dem fünf der Mitglieder der Gruppe vor der Polizei flüchten wollten. Sie wurden erschossen. Von den mutmaßlichen Terroristen sind demnach neun tot. Vier wurden verhaftet.

Der Audi der Gruppe war wenige Tage vor dem Anschlag in Paris gesichtet worden: Er wurde von einem Verkehrsradar geblitzt. In Alcanar, wo die Gruppe etwa 120 Gasflaschen gehortet hatte, berichtete eine Anwohnerin, sie habe im April vier französisch sprechende Männer beobachtet, die Kisten ins Haus geschafft hätten. Die Behörden vermuten daher, dass die Attentäter Hintermänner in Frankreich hatten. Zu dem Anschlag von Barcelona bekannte sich die Terrormiliz IS. Von Imam Abdelbaki Es Satty ist bekannt, dass er Anfang 2016 drei Monate lang im belgischen Machelen wohnte.

© SZ vom 22.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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