Terror in Afghanistan:Schlimmste Anschlagserie des Jahres fordert viele Tote

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Elf Attentäter wollen sich im Südwesten Afghanistans zeitgleich in die Luft sprengen. Drei Terroristen gelingt ihr tödliches Unterfangen. Ersten Angaben zufolge sterben dabei mindestens 36 Menschen. Es ist leider nicht das einzige Indiz dafür, dass der Terror in Afghanistan wieder zunimmt.

Sarandsch, das liegt in der afghanischen Provinz Nimros, einem relativ ruhigen Gebiet nahe der iranischen Grenze, hieß es bislang. Das "relativ ruhig" kann man seit Dienstag streichen. Ersten Angaben zufolge sind in Sarandsch bei einer brutalen Anschlagserie mindestens 36 Menschen ums Leben gekommen, mehr als 110 sollen verletzt worden sein. Das teilten die Provinzbehörden Nimros' am Dienstag mit.

Stimmen die Zahlen, dann ist der Anschlag der schwerste in diesem Jahr in ganz Afghanistan. Unter den Opfern in Sarandsch seien 21 Zivilisten und 15 Sicherheitskräfte, sagte Provinzgouverneur Abdul Karim Brahawi. Die Behörden schlossen nicht aus, dass die Opferzahlen weiter steigen.

Ein Attentäter sprengte sich nach Polizeiangaben vor einem Krankenhaus in die Luft, zwei weitere auf einem Basar. Der Markt sei am Dienstag besonders voll gewesen, sagte der stellvertretende Polizeichef der Provinz, Mudschibullah Latifi. Gouverneur Brahawi sprach davon, dass sich ein Attentäter im Zentrum der Stadt in die Luft gesprengt habe. Anschließend habe die Polizei das Feuer auf die anderen beiden Männer eröffnet und damit ungewollt deren Sprengsätze zur Explosion gebracht.

Offenbar war sogar ein noch größeres Ausmaß der Gewalt geplant gewesen: Polizeichef Latifi sagte, ursprünglich habe sich eine Gruppe von elf Attentätern an verschiedenen Orten in der Stadt simultan in die Luft sprengen wollen. Man habe jedoch in der Nacht zum Dienstag zwei von ihnen töten und drei festnehmen können. Am Dienstag seien dann drei weitere potenzielle Attentäter erschossen worden, während es drei anderen gelang, ihren Plan in die Tat umzusetzen. In anderen Quellen ist sogar von insgesamt 14 Attentätern die Rede. Zu den Anschlägen bekannte sich zunächst niemand.

Am Samstag hatte in derselben Provinz ein Polizist elf seiner Kollegen erschossen. Dass die relativ stabile Grenzregion zu Iran ins Visier des Terrors gerät, vertieft die Sorge vor einer Rückkehr des Bürgerkrieges nach Afghanistan, wenn die Nato-geführten Isaf-Truppen das Land verlassen. Die derzeit etwa 130.000 Isaf-Soldaten sollen bis Ende 2014 nahezu vollständig abgezogen werden.

Auch in der Provinz Kundus kam es am Dienstag zu einer Bombenexplosion: Dort riss ein Bombenattentäter auf einem Motorrad vor einem belebten Basar mindestens zehn Menschen in den Tod, darunter fünf Kinder. 36 weitere Menschen wurden verletzt.

© Süddeutsche.de/Reuters/AFP/dpa/fbo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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