Südamerika:Sie kleben am Amt

Was passiert, wenn Staatschefs sich für unentbehrlich halten.

Von Sebastian Schoepp

Sie sind der festen Überzeugung, ohne sie gehe es nicht: Staatspräsidenten in Südamerika. Evo Morales, Präsident von Bolivien, versucht gerade, die Verfassung des Landes so hinzubiegen, dass er zum vierten Mal zur Wahl antreten kann. Ähnliches unternimmt Rafael Correa in Ecuador, obwohl er in der Vergangenheit stets beteuert hat, er klebe nicht an dem Amt, ein Generationenwechsel sei essenziell für die Demokratie. Wie wahr - und trotzdem straft er sich nun selbst Lügen.

In der Tat muss man beiden attestierten: Es läuft so gut wie nie in ihren historisch armen Ländern, zumindest, was Wachstum und Stabilität angeht. Auf der Strecke bleiben zunehmend Demokratie, Transparenz und die Achtung von Minderheiten. Zwar haben beide es mit rabiaten Gegnern zu tun, postkolonialen Eliten, die in der Vergangenheit nichts unversucht ließen, sich auf Kosten der Armen zu bereichern. Doch gerade Morales und Correa waren ja Träger des Versprechens in Lateinamerika, dass solche Zustände Geschichte seien. An diesem Versprechen müssen sie sich messen lassen.

Was passiert, wenn jemand versäumt, rechtzeitig den Übergang einzuleiten, sieht man in Venezuela. Dort konnte nur der Krebs Hugo Chávez von der Macht entfernen. Einen fähigen Nachfolger hatte er nie aufgebaut. So richtet nun drittklassiges Personal eines der rohstoffreichsten Länder der Erde zugrunde.

© SZ vom 28.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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