Studium:Budenzauber

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Ewiges Suchen, ewiger Frust: An bezahlbaren Wohnungen für Studenten herrscht eklatanter Mangel. Nun keimt Hoffnung auf neue Wohnheime. Alle Blicke richten sich auf den Bund.

Von Johann Osel

Eine Trophäe für die längste Wohnheim-Warteliste gibt es nicht; aber Studentenwerke in sicher einem Dutzend Städten hätten beste Chancen darauf. Wie manches Münchner Heim, wo man von bis zu 20 Wartenden pro Bude hört. Brenzlig ist die Lage nicht nur in Metropolen, sondern auch in Studentenstädten wie Heidelberg. Dort haben sich Experten des Deutschen Studentenwerks (DSW) nun zu Beratungen getroffen. Über die Studentenwerke finden fast 200 000 Hochschüler ein Zuhause. Nicht genug, meint DSW-Generalsekretär, Achim Meyer auf der Heyde. Während solche Treffen aber meist von Lamento geprägt sind, war die Stimmung diesmal hoffnungsfroh. Das DSW glaubt, dass der Bund wieder in den Wohnheimbau einsteigt. Es wäre eine Revolution für das studentische Wohnen.

Die Dramatik zeigt sich jedes Jahr zum Herbstsemester aufs Neue: Dann richten Unis Matratzenlager ein, Bürgermeister appellieren an Familien, die Zimmer flügge gewordener Kinder anzubieten. Und auf dem Mietmarkt: ein einziger Kampf. Seit 2007 ist allein die Zahl der Erstsemester um 50 Prozent gestiegen, die Zahl staatlich geförderter Wohnplätze gerade mal um fünf Prozent. In Umfragen berichten 72 Prozent aller Studenten von Problemen bei der Suche nach einer Bleibe, oft dauert das Monate. Und vier von fünf Studenten sind der Ansicht, dass es in ihrer Stadt zu wenig Wohnheime gibt.

Dort kommt man im Schnitt für 230 Euro unter, auch wenn es meist nur 20 Quadratmeter sind. Für Zimmer gleicher Größe sind auf dem freien Markt in vielen Städten allerdings 400 oder 500 Euro fällig. Das DSW würdigt, dass in einigen Ländern bereits etwas geschehen sei. Bayern und Nordrhein-Westfalen etwa fördern Neubauten. Das läuft meist so, dass die Studentenwerke als Träger Zuschüsse oder Darlehen erhalten. Seit Langem will das DSW einen großen Wurf: ein gemeinsames Bund-Länder-Programm. Das gab es in den Siebzigern und Neunzigern - die Basis, dass heute überhaupt jeder zehnte Student im Wohnheim lebt. Ein neues Programm würde das Volumen erhöhen und alle Länder zum Mitmachen zwingen.

In Heidelberg war jetzt von "positiven Signalen" aus dem Bundesbauministerium die Rede. Ressortchefin Barbara Hendricks (SPD) habe erkannt, "dass Studierende dringend auf zusätzlichen, bezahlbaren Wohnraum angewiesen sind". Das DSW zitierte Aussagen von Staatssekretär Florian Pronold, wonach der Bund in den nächsten Jahren studentisches Wohnen mit 120 Millionen Euro fördern wolle. "Wir sind sehr gespannt, was nun konkret folgen wird." Das Ministerium wollte auf SZ-Anfrage keine Details nennen - schickte aber auch kein Dementi. Denkbar ist jedoch, dass es gar kein Programm gibt; sondern dass es sich bei der Summe nur um eine verbilligte Abgabe von Gebäuden des Bundes handelt, die er nicht mehr nutzt.

Zumindest mischt sich Hoffnung in die Frustration. Vor zwei Jahren hatte der damalige Minister Peter Ramsauer (CSU) mit großem Buhei zum runden Tisch eingeladen. Ergebnis: Das ist Ländersache. Doch über Jahre hat der Bund die Unis ausgebaut und damit junge Leute in die Städte getrieben, dafür gab es einen Hochschulpakt. Einen Sozialpakt, weil ja Studenten nicht 24 Stunden am Tag im Hörsaal sitzen, gab es nicht.

© SZ vom 01.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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