Streik:Nicht mit Weselsky

Die Vorschläge zur Zwangs-Schlichtung sind unrealistisch.

Von Detlef Esslinger

Im Bahnkonflikt ist eine Schlichtung ebenso unabdingbar wie unrealistisch. Es gibt bestimmt sehr viele gute Gründe dafür - vor allem den, dass sich GDL-Chef Claus Weselsky und seine Widersacher von der Bahn vollständig ineinander verhakt haben. Von alleine werden sie aus der Situation kaum mehr herausfinden. Die Bahn-Manager haben sich das inzwischen eingestanden, Weselsky tut es nicht. Nur: Für eine Schlichtung braucht es zwei. Solange Weselsky sie ablehnt, wird es keine geben.

In der Union gibt es derzeit Überlegungen, eine Zwangsschlichtung einzuführen, wie es sie in Weimar gab und wie es sie in anderen Ländern nach wie vor gibt. Doch ist die Koalition schon genug damit befasst, ihr geplantes Gesetz zur Tarifeinheit so hinzubekommen, dass es später vor dem Verfassungsgericht Bestand hat. Eine Zwangsschlichtung würde die Erweiterung eines ohnehin schon riskanten Gesetzes um einen hochriskanten Paragrafen bedeuten. Das ist nichts, was man unter dem Eindruck eines Sieben-Tage-Streiks mal eben so hineinpfriemelt.

Was dann? Eine Mediation? Ein Moderator? Auch hier gilt: Dafür braucht es zwei, und solange Weselsky... etcetera pp. Im Grunde hilft nur, wenn ihm nach dieser Woche allmählich Geld oder Streikende ausgehen - oder er zu einer neuen Einschätzung gelangt. Und jetzt darf sich jeder selbst aussuchen, welche dieser drei Möglichkeiten die realistischste ist.

© SZ vom 06.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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