Schulen:Dachschaden

An der Bildung wird gespart, deshalb vergammeln viele Gebäude.

Von Johann Osel

Schimmelnde Toiletten, bröckelnder Putz, kaputte Dächer - überall in Deutschland sind Schulgebäude marode, oft wurde seit Jahrzehnten allenfalls geflickschustert, auf 32 Milliarden Euro taxiert der Städte- und Gemeindebund den Sanierungsbedarf. Das Bildungssystem hat einen Dachschaden. Und der Grund dafür steckt im System.

Für die Erhaltung der Schulgebäude sind in der Regel die Kommunen zuständig. Deren Kassen sind vielerorts leer. Länder und Bund müssen hier mithelfen. Mehr Geld zu fordern, ist ein billiger Reflex, und oft stellt sich die Frage, ob mehr Mittel wirklich helfen. Beim Baubestand aber wäre das so: Als der Bund vor ein paar Jahren Konjunkturpakete auflegte, rückten Handwerker an und dämmten Wände, flickten Dächer. Alles gut, mancherorts.

Eine Schule, die nicht einer Ruine gleicht, ist das Mindeste, was Schüler und Eltern erwarten dürfen. Damit allein wäre jedoch der Anspruch einer "Bildungsrepublik", wie sie die Kanzlerin will, längst nicht eingelöst. Selbst wo es nicht mieft und bröckelt, sind Schulen oft noch Lehranstalten. Dabei braucht modernes Lernen, etwa in Gruppen, flexible Architektur, nicht mehr den Klassenraum mit schnurgeraden Sitzreihen. Ganztagsschulen müssen Rückzugsräume und Freizeitflächen bieten. Natürlich sollten Schulen keine zweiten Kinderzimmer werden - aber in einstürzenden Altbauten gedeiht eine Bildungsrepublik sicher nicht.

© SZ vom 07.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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