Schule:Raues Klima

Um die Gewalt gegen Lehrer zu stoppen, braucht es eine bessere Ausbildung, mehr Psychologen, mehr Sozialarbeiter.

Von Paul Munzinger

An jeder zweiten Schule wurden in den letzten Jahren Lehrer beschimpft oder bedroht, an jeder vierten körperlich attackiert, an jeder fünften im Internet gemobbt. Als Udo Beckmann, Chef der Lehrergewerkschaft VBE, diese Zahlen vorstellte, fragten die Journalisten immer wieder, was das denn nun heiße: Nimmt die Gewalt zu? Beckmanns Antwort, sinngemäß: Wie sollen wir das wissen? Wir fangen gerade erst an, die Zahlen zu erheben. Sonst macht es ja keiner.

Über Schulen ist zuletzt viel diskutiert worden, es ging um Antisemitismus, Kopftücher, Gewalt. Die Debatten sind emotional, weil an Schulen Probleme im Kleinen auftreten, die die Gesellschaft als Ganzes umtreiben. Umso sachlicher sollte die Diskussion sein, über Fakten statt über Gefühle. Wie soll das gehen, ohne Fakten?

Mehrere Bundesländer erheben Vorfälle von Gewalt gegen Lehrer gar nicht; Bremen teilte gar mit, dass es zwar keine Statistik gebe, man aber versichern könne, "dass es nur um Einzelfälle geht". Die Zahlen zeigen, dass das nicht simmt. Und sie zeigen, dass es hier nicht nur um Lehrer geht. Unter dem rauen Klima an vielen Schulen leidet das ganze Klassenzimmer, vor und hinter dem Pult. Die Forderungen des VBE - mehr Schulpsychologen, Sozialarbeiter, eine bessere Lehrerausbildung - kämen Lehrern wie Schülern gleichermaßen zugute.

© SZ vom 03.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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