Sarkozy-Sohn wird Behörden-Chef:Wenn der Vater...

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Umstrittene Personalie: Jean Sarkozy, Sohn des französischen Präsidenten, soll mit seinen 23 Jahren Chef einer Behörde werden und Milliardengeschäfte steuern. Widerstand formiert sich nicht nur in der Opposition.

Die Ernennung des 23-jährigen Jean Sarkozy zum Chef einer Behörde, die Milliardenaufträge abwickelt, sorgt in Frankreich für Empörung. Sarkozy Junior soll künftig die Behörde EPAD leiten, die das wirtschaftlich bedeutende Geschäftsviertel La Défense westlich von Paris verwaltet. Die Opposition spricht angesichts des erstaunlichen Karrieresprungs von Vetternwirtschaft und sieht die Grundwerte der Republik bedroht.

Jean Sarkozy, zweitgeborener Sohn aus der ersten Ehe des französischen Präsidenten, studiert im zweiten Jahr Jura und hat für die konservative UMP bei den Kommunalwahlen 2008 ein Mandat im Departement Hauts-de-Seine errungen. Im selben Departement begann Nicolas Sarkozy seine politische Karriere als Bürgermeister im Pariser Reichenvorort Neuilly.

"Nur weil er Sarkozy heißt, wird ein Jurastudent im zweiten Studienjahr für die Spitze der EPAD nominiert", sagte der sozialistische Abgeordnete Arnaud Montebourg am Montag. "Das ergibt gar keinen Sinn. Das zerstört den Geist der Republik", sagte Montebourg dem Radiosender RMC-Info. Posten müssten nach Qualifikation und Leistung vergeben werden. "Aber was ist die Leistung von Herrn Sarkozy - außer der Sohn seines Vaters zu sein?"

Der Blogger und Kommunalpolitiker Christophe Grébert drückt seinen Unmut über die Pläne Sarkozys nicht nur in Worten aus: Per Internet-Petition hat er bereits 8000 Unterschriften gegen die Aspirationen des Präsidenten-Sprösslings gesammelt.

Auch die frühere sozialistische Präsidentschaftskandidatin Ségolène Royal zeigte sich angesichts der Nominierung "schockiert". Sie sprach von Vetternwirtschaft und sah die Grundwerte der Republik bedroht. Führende Vertreter der regierenden Konservativen wiesen den Vorwurf der Vetternwirtschaft jedoch zurück. Patrick Balkany - Bürgermeister, Abgeordneter und ein enger Verbündeter von Sarkozy Senior - verteidigte die Personalie. Die Berufung habe nichts damit zu tun, dass Jean Sarkozy der Sohn seines Vaters sei, erklärte er.

Der scheidende EPAD-Chef und Minister für wirtschaftlichen Aufschwung, Patrick Devedjian, erklärte, Sarkozy werde das nötige Handwerkszeug dann in seinem neuen Job erlernen. "Er ist ein intelligenter Kerl", sagte Devedjian dem Sender Radio Classique. Er habe über die Personalentscheidung auch mit dem Staatspräsidenten gesprochen, erklärte der Minister.

Jean Sarkozy, der mit der Millionenerbin Jessica Sebaoun-Darty verheiratet ist, soll bei der nächsten EPAD-Aufsichtsratssitzung am 4. Dezember zum neuen Chef gewählt werden.

© sueddeutsche.de/dpa/hey - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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