RWE:Empörend, aber richtig

Der Konzern streicht Dividenden. Er muss das tun.

Von Varinia Bernau

Deutschlands zweitgrößtem Energiekonzern RWE geht es schlecht - so schlecht, dass der Konzern nun zum ersten Mal seit mehr als 50 Jahren den meisten seiner Aktionäre keine Dividende zahlen will. Entsprechend groß ist die Empörung. Das ist verständlich.

Niemand verzichtet gerne auf Geld. Schon gar nicht, wenn er ohnehin zu wenig hat. Etwa ein Viertel der Unternehmensanteile werden von Kommunen gehalten, darunter viele im Ruhrgebiet. Die sind nicht raffgierig. Es sind Städte, die einst der Stolz der Republik waren und in denen heute die Ratlosigkeit darüber dominiert, wie sie mit dem Wegbrechen alter Industrien umgehen sollen - Städte, die schon zu sehr an grundlegenden Dingen wie Straßen, Schulen und Sozialarbeitern gespart haben.

Und doch hat RWE eine gesellschaftliche Verpflichtung weit über das Ruhrgebiet hinaus: Der kriselnde Konzern muss nämlich noch die Kosten für den Atomausstieg stemmen. Die dafür gebildeten Rücklagen liegen nicht auf der Bank. Sie stecken im Unternehmen. Deshalb wäre es gefährlich, wenn RWE nun sein Geld ausschüttet statt es zu investieren und so wieder auf solide Füße zu kommen. Eine Pleite des Konzerns nämlich würde nicht nur die klammen Kommunen im Revier treffen, sondern auch die Steuerzahler in der gesamten Republik. Sie müssten dann womöglich bei der Entsorgung der Atom-Altlasten einspringen.

© SZ vom 18.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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