Russland:6629 Tage Putin

Der Präsident ist 65 und länger im Amt als Breschnew. Was kommt danach?

Von Julian Hans

Mit 65 Jahren ist Wladimir Putin für einen Präsidenten im besten Alter. Das interessanteste Datum war aber nicht sein Geburtstag am Samstag, den seine Gegner in Russland zum Anlass für Demonstrationen nahmen. Der wichtigere Meilenstein lag da schon drei Wochen hinter ihm: Seit dem 12. September ist Putin länger im Amt als seinerzeit Parteichef Leonid Breschnew, der zwischen 1964 und 1982 genau 6601 Tage an der Spitze der Sowjetunion stand.

Für Sowjetnostalgiker verkörpert der greise Führer bis heute Stabilität und bescheidenen Wohlstand, für andere ist er ein Symbol für Kalten Krieg, Stagnation und Niedergang. Bei Putin (6629 Tage im Amt - mal als Präsiden, mal als Premier) ist die Bilanz noch offen.

Keiner zweifelt daran, dass Putin sich im März noch einmal wiederwählen lässt. Eine Mehrheit der Wähler wünscht sich das laut Umfragen auch. Dennoch drängt damit die Frage einer Nachfolge unweigerlich auf die Tagesordnung. Die Verfassung erlaubt nur zwei aufeinanderfolgende Amtszeiten. Putin müsste also entweder noch einmal eine aufwendige Rochade inszenieren wie seinerzeit mit seinem Platzhalter Medwedew. Oder er müsste die Verfassung ändern. Putin wird also im kommenden Jahr zur russischen Variante einer Lame Duck. Dass es noch nie in der Geschichte des Landes eine Machtübergabe gemäß der Verfassung gegeben hat, schafft zusätzliche Unsicherheit.

© SZ vom 09.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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