Rumänien:Demokratie-Apathie

Eine Minderheit von Rumänen wählt eine Regierung mit absoluter Mehrheit. Das kann kaum gutgehen.

Von Florian Hassel

Rumäniens Postkommunisten würden an die Macht zurückkehren. So war es vorhergesagt worden. Gleichwohl überrascht die Höhe des Sieges der Partei PSD, die das größte Land des Balkans nun mit absoluter Mehrheit regieren kann. Für den Erfolg der auf allen Ebenen von korrupten Amtsträgern geprägten, populistischen Gruppierung gibt es viele Gründe: etwa ihre organisatorische Dominanz oder teure Wahlgeschenke. Dass die PSD so hoch gewann, verdankt sie allerdings auch der Schwäche ihres größten Gegners, der liberaldemokratischen Partei von Präsident Klaus Johannis, als auch der demokratischen Apathie vieler Rumänen.

Der Wunsch nach mehr Demokratie, vorgetragen in Demonstrationen nach einem verheerenden Brand in einem Bukarester Nachtclub, scheint verpufft zu sein. Lediglich in der Hauptstadt hat sich ein kleines Reformbündnis unter dem Mathematiker Nicusor Dan gebildet. Landesweit aber fanden junge Rumänen nicht zusammen. Die Bewegung lief ins Leere.

Beamte, Rentner und Einwohner armer Regionen, die von der PSD abhängen, gingen wie immer wählen. Hingegen blieben mehr als 60 Prozent der Rumänen, darunter viele PSD-Gegner, einfach zu Hause - und dürfen sich nun nicht beschweren, dass sie unter einer mit absoluter Mehrheit ausgestatteten Regierung leben werden, die weder ihnen noch dem Land viel Gutes bringen dürfte.

© SZ vom 13.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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