Reparationen:Gewolltes Missverständnis

Gauck hat nicht von Zahlungen gesprochen - manche hätten es nur gerne so.

Von Constanze von Bullion

Joachim Gauck hat eine "Art Wiedergutmachung" für deutsche Weltkriegsverbrechen in Griechenland angeregt. Schon die vorsichtige Formulierung verrät, wie unwegsam das Terrain ist, das der Bundespräsident da betritt. Er tut es dennoch. Ein paar Leute aber haben da etwas falsch verstanden oder falsch verstehen wollen.

Gauck schlägt keine deutschen Reparationszahlungen vor, wie manche meinen, die um Steuerzahlers Sparschwein fürchten. In die Irre führt auch die auftrumpfende griechische Parlamentspräsidentin, die behauptet, die Bundesrepublik gebe endlich zu, Zahlungen prüfen zu müssen. Muss sie aber nicht. Die Deutschen haben sich seit 1949 mit tausend Tricks vor Reparationen für den Zweiten Weltkrieg gedrückt und die Frage 1991 für erledigt erklären lassen. Das ist ungerecht, juristisch aber nicht zu ändern.

Jenseits einklagbarer Ansprüche gäbe es dennoch Chancen, den Griechen erträglicher zu machen, was nie mehr gutzumachen ist: eine Stiftung etwa wie die für frühere Zwangsarbeiter, in der neben der Bundesregierung auch Unternehmen Verantwortung übernehmen. Die Spedition Schenker käme da in Betracht, die heute zur Deutschen Bahn gehört und im Krieg als Teil der Deutschen Reichsbahn fein daran verdiente, Plündergut und griechischen Tabak ins Reich zu schaffen, in Massen. Wahrheit befreit, sagt der Bundespräsident gern. Zahlen manchmal auch.

© SZ vom 05.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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