Rente:So flexibel wie möglich

Jeder Arbeitnehmer in Deutschland sollte selbst über den Beginn seines Ruhestands bestimmen können.

Von Thomas Öchsner

Nach 540 Tagen und vielen Verhandlungsrunden gibt es jetzt doch noch einen Kompromiss: Eine Arbeitsgruppe der Koalition hat sich auf flexiblere Übergänge in die Rente geeinigt. Der große Befreiungsschlag ist das Paket nicht, aber ein kleiner Fortschritt.

Arbeitnehmer ab 55 Jahren, bei denen die Rente langsam näherrückt, haben derzeit sehr unterschiedliche Probleme: Die einen sind ausgelaugt, oft krank und haben das Gefühl, nicht mehr lange voll arbeiten zu können. Die anderen würden gerne lieber länger arbeiten oder wollen zumindest nicht abrupt damit aufhören.

Was die Koalition nun vorgelegt hat, hilft vor allem denjenigen, die ab 63 in Rente gehen können und sich fit genug für einen Zusatzjob fühlen. Sie können künftig leichter Geld hinzuverdienen. Wer als Teil-Rentner fleißig ist, wird mehr von seinem Arbeitslohn haben als bisher. Zugleich wird das Arbeiten jenseits der Altersgrenze für den Renteneintritt finanziell attraktiver. Beides ist gut, weil so Ältere länger den Betrieben als wertvolle Fachkräfte erhalten bleiben. Noch besser wäre es, wenn die Menschen in Deutschland mehr selbst über ihren Eintritt in die Rente entscheiden könnten. In Schweden dürfen die Bürger ab 61 Jahren frei wählen. Wer früher aufhört, bekommt weniger Rente, wer länger arbeitet, bekommt ein höheres Altersgeld. Die nächste Koalition sollte sich dieses Modell einmal näher anschauen.

© SZ vom 11.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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